Wie stelle ich einen roten Faden her?
In der Regel zeichnen sich akademische Texte dadurch aus, einer klar definierten Fragestellung zu folgen. Diese Fragestellung wird im Laufe der gesamten Arbeit bearbeitet und schließlich beantwortet. Alle Elemente der Arbeit, etwa die Darstellung relevanter Forschung oder Literatur, Definitionen, Thesen und Argumente dienen der Beantwortung der zentralen Fragestellung. Dieser inhaltliche Zusammenhang wird häufig „roter Faden“ genannt. Der rote Faden bezeichnet also den logischen Bezug zwischen der eingangs formulierten Fragestellung, den einzelnen (Unter-)Kapiteln und dem Fazit der Arbeit. Eure Aufgabe beim Schreiben und Überarbeiten eines akademischen Textes ist es, den roten Faden nicht nur selbst im Blick zu behalten, sondern auch so sichtbar zu machen, dass der fertige Text für die Leser*innen verständlich und kohärent ist.
A. Auf Textebene durch...
- ein logisches Inhaltsverzeichnis
- Ankündigung des Textaufbaus (In welchen Kapiteln steht was?)
- Verdeutlichung der Beziehungen der Kapitel zueinander
- eine klare Einleitung
- Hinführung des Lesers zum Thema
- Erläuterung der Notwendigkeit, die gewählte Fragestellung zu behandeln
- Erwähnung relevanter Punkte zur Behandlung des Themas/der Fragestellung
- einen strukturierten Hauptteil
- Vorstellung theoretischer Grundlagen
- Diskussion unterschiedlicher Aspekte
- Darstellung der gewonnenen Ergebnisse
- einen überzeugenden Schluss
- Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse unter Rückbezug auf die Fragestellung
B. Auf Textabschnittsebene durch…
- den inhaltlichen Zusammenhang zwischen Textabschnitten (Leserführung)
- Kapitelüberschriften/Abschnittsüberschriften
- Wiederholen eines Zwischenergebnisses oder Problems
- Wiederaufgreifen und Weiterentwickeln einer Idee/Fragestellung
- Vorgeben von Zielen
- Ankündigung des weiteren Verlaufs
- Rückverweise zu vorherigen Kapiteln
- Anknüpfungen
- Zusammenfassungen
- Überleitungen
C. Auf Satzebene durch…
- den Bezug zwischen Sätzen und Inhalten
- Kausal: weil, daher, aus diesem Grund
- Konsekutiv: sodass, infolge von, daher
- Temporal: gegenwärtig, seitdem, mehrmals
- Adversativ: während, demgegenüber, einen anderen Ansatz verfolgt X …
- Verknüpfung von Sätzen: und, außerdem, dazu kommt
- Verweise: diese Darstellung, die aufgeführten Sachverhalte, wie oben gesagt
(vgl. Beinke et al. 2016: 155-162)
A. Vor dem Schreiben...
Entwirf vor dem Schreiben eine Strukturskizze deiner Arbeit, in der du die Abfolge und Beziehung von Hypothesen, Argumenten, Beispielen, Gegenargumenten und Folgerungen mit Pfeilen verdeutlichst.
Alternativ schreibe deine einzelnen Hypothesen, Argumente, Beispiele etc. auf je einen Notizzettel. Diese Zettel kannst du dann vor dir ausbreiten und flexibel anordnen, um Kategorien zu bilden oder verschiedene Anordnungen auszutesten.
Strukturiere deinen Text vor dem Schreiben durch eine Mindmap anhand von Stichworten.
B. Beim Schreiben...
Arbeite den roten Faden heraus, indem du in jedem Kapitel den Bezug zur zentralen Fragestellung deiner Arbeit und/oder zu vorausgehenden oder nachfolgenden Kapiteln herstellst!
Falls in deinem Fach üblich: Nutze Aufzählungen und graphische Markierungen, um die innere Struktur deiner Arbeit zu verdeutlichen. (Bspw. numerische Aufzählungen, wichtige Begriffe vom Text durch andere Formatierungen [z.B. kursiv, fett, Kapitälchen] abheben)
C. Nach dem Schreiben...
Überprüfe den roten Faden mit Hilfe des Frage-Schemas.
Beim Frage-Schema formulierst du zu jedem Absatz des fertigen Texts eine Frage, die in diesem Abschnitt beantwortet wird. Prüfe anhand der Reihenfolge der Fragen, ob ein Textstück überflüssig ist oder an der falschen Stelle steht. Ordne die Textstücke ggf. neu an und verknüpfe die Sätze, wenn nötig, neu.
(vgl. Esselborn-Krumbiegel 2014: 28-33)
Beinke, C., Brinkschulte, M., Bunn, L., Thürmer, S. (2016): Die Seminararbeit: Schreiben für den Leser. 3. Auflage. Konstanz, UTB.
Esselborn-Krumbiegel, H. (2014): Richtig wissenschaftlich schreiben. 3. Auflage. Paderborn, Schöningh.