B5 | Das mehrsprachige Krankenhaus. Die Produktion von Migration durch Sprache als kommunikative und soziale Infrastruktur

B5 | Das mehrsprachige Krankenhaus. Die Produktion von Migration durch Sprache als kommunikative und soziale Infrastruktur

Das Teilprojekt untersucht die Struktur und die interaktionale Bearbeitung von Varietäten einer Verkehrssprache sowie die soziale Interpretation sprachlicher Diversität als Infrastruktur für die Produktion migrationsbezogener Bedeutung in multilingualen Arbeitsteams (Communities of Practice). Als exemplarischer Ausschnitt einer Migrationsgesellschaft dient eine Krankenhausstation in Deutschland, deren Pflegepersonal sich aus alteingesessenen und kürzlich aus dem Ausland angeworbenen Pflegekräften zusammensetzt. Die Verkehrssprache (Deutsch) ist für einige Beteiligte die Erstsprache (L1) oder Bestandteil eines etablierten mehrsprachigen Repertoires (L2/1), für andere eine noch im Aufbau befindliche Fremd- bzw. Zweitsprache (L2), wodurch ein hohes Maß an sprachlicher Diversität und Dynamik erwartbar ist.

Sprachliche Diversität kann sich sowohl auf die Funktion von Sprache als Kommunikationswerkzeug als auch auf ihren Beitrag zum Signalisieren sozialer Merkmale wie Zugehörigkeit, Differenz, berufsbezogene Legitimität usw. auswirken. Das Projekt widmet sich beiden Aspekten und nimmt dabei Sprecher:innen mit allen drei genannten Sprachprofilen (L1, L2/1, L2) in den Blick. Es sind Teilstudien zu folgenden Aspekten geplant: Struktur und Funktion von L2-Varietäten (Studie 1), die interaktive Bearbeitung der Verkehrssprache (Studie 2), subjektive Theorien der Beteiligten (Studie 3) und Spracheinstellungen zu L2-Varietäten (Studie 4).

Um die Entwicklung dieser kommunikativen und sozialen Infrastruktur zu erfassen und herauszufinden, ob ihre Wirkmächtigkeit bei der Produktion migrationsbezogener Bedeutung durch die Zusammenarbeit in einem sprachlich diversen Team zu- oder abnimmt, sind drei der Studien longitudinal angelegt: Die Frage, ob und wie die Angehörigen eines solchen Arbeitsteams langfristig eine Verkehrssprache mit geteilten und ggf. idiosynkratischen Eigenschaften hervorbringen (Studie 2), wird parallel zu Veränderungen ihrer subjektiven Perspektive auf die sprachlichen Verhältnisse in ihrer Umgebung untersucht (Studie 3). Flankiert werden diese Untersuchungen von stärker kontrollierten Datenerhebungen zur Sprachproduktion der L2-Sprecher:innen (Studie 1). Zusätzlich werden die Spracheinstellungen Dritter gemessen (Studie 4).


Picture of Christine Dimroth
© Simone Reukauf

Projektleiterin : Prof. Dr. Christine Dimroth

Sprachwissenschaft
Universität Münster

Picture of Nantke Pecht
© Leona Schmidt

Wissenschaftliche Mitarbeiterin : Dr. Nantke Pecht

Sprachwissenschaft
Universität Münster

Büro in Osnabrück: 03/E21

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Teaser: Workshop

Workshop | Social Meaning and Accomodation in Multilingual Contexts

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