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Vielfalt an der Universität Osnabrück
Zum bundesweiten Diversity-Tag am 18. Mai stellt das Gleichstellungsbüro der Universität Osnabrück sein Engagament für Vielfalt sowie erste statistische Einblicke zu Diversity-Fragen an unserer Universität vor. Lassen Sie sich inspirieren!
Charta der Vielfalt
Auf Initiative der Charta der Vielfalt e. V. findet am 18. Mai 2021 bundesweit der 9. Deutsche Diversity-Tag statt. Mit verschiedenen Aktionen setzen Unternehmen, Institutionen und Organisationen bundesweit ein Zeichen für Vielfalt. Auch die Universität Osnabrück ist Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt. Die Mitglieder der Universität Osnabrück sind divers! Wir – das Gleichstellungsbüro – möchten den Diversity-Tag zum Anlass nehmen, diese bunte Vielfalt sichtbar zu machen.
Gleichbehandlung aller Menschen
Diversity bedeutet wörtlich übersetzt "Vielfalt", "Vielfältigkeit", "Verschiedenartigkeit". Der Begriff steht für einen wertschätzenden und bewussten Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt. Wir unterscheiden uns hinsichtlich unserer sozialen, ethnischen Herkunft, unseres Geschlechts, unserer sexuellen Orientierung, unserer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, unseres Lebensalters, unserer physischen und psychischen Fähigkeiten sowie vielen weiteren Merkmalen, jedoch gleichen wir uns auf ebenso vielfältige Weise. Diversity bedeutet also auch, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Genauso wichtig ist es, dass wir die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und die Positionen der Einzelnen darin reflektieren.
Um eine Gleichbehandlung aller Menschen zu erreichen, wie sie seit 2006 im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verankert ist, hat sich die Universität Osnabrück auf den Weg gemacht und entsprechende Prozesse und Maßnahmen initiiert.
Daten zur Vielfalt an der Universität Osnabrück
Im Folgenden werden erste Daten zur Vielfalt der Mitglieder der Universität Osnabrück anhand ausgewählter Merkmale dargestellt. Die Daten basieren auf der zentralen Erfassung der Universität Osnabrück, die mit dem Gender-Controlling weiter ausdifferenziert werden soll.
(1) Geschlechtliche Vielfalt
Geschlechtszugehörigkeiten an der Universität Osnabrück
Das Geschlecht der Beschäftigten und Studierenden wird an der Universität Osnabrück gemäß Vorgaben des Landes Niedersachsen statistisch erfasst. Neben den Eintragungen „männlich“ und „weiblich“ gibt es seit 2018 (Änderung des Personenstandsgesetzes) die Möglichkeit „divers“ anzugeben. Erfasst wird die offizielle Eintragung in der Geburtsurkunde oder dem Reisepass.
Das Diagramm zeigt die Geschlechter der Studierenden im Wintersemester 2020/21: Männlich 40,53%, weiblich 59,46% und divers 0,01% (Quelle: MIS Stichtags-Studierenden-Daten, Stand 15.11.2020).
Geschlecht und wissenschaftliche Karrierestufe
Die Betrachtung der Geschlechter mit Blick auf die wissenschaftlichen Karrierestufen bietet die Möglichkeit, Ungleichheiten sichtbar zu machen. Obwohl der Frauenanteil langsam wächst, zeigt sich immer noch die sogenannte vertikale Segregation. Sie zeigt: Je höher die wissenschaftliche Karrierestufe, desto geringer ist der Frauenanteil. Es ist anzunehmen, dass insbesondere auch Trans*, Inter* und nonbinäre Personen betroffen sind. Dieses Phänomen wird auch als Leaky Pipeline – also das Herausfallen der Frauen (Trans*, Inter* und nonbinären Personen) je weiter die „Pipeline“ verläuft – bezeichnet.
Die Tabelle zeigt die Anzahl an Studierenden und Mitarbeitenden in unterschiedlichen Qualifikations-/Karrierestufen im Wintersemester 2020/2021 differenziert nach Geschlecht (Quelle: Hochschulinterne Erhebung, Stand: 15.12./31.12.2020):
Personengruppe | männlich | weiblich |
---|---|---|
Studierende | 41% | 59% |
Absolvent*innen | 34% | 66% |
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen | 54% | 46% |
Promovierte | 57% | 43% |
Professor*innen | 71% | 29% |
Die zugeschriebene und die erlebte Geschlechtszugehörigkeit können sich unterscheiden
Genauso wie in unserer Gesellschaft gibt es auch an der Universität vielfältige geschlechtliche Identitäten. Zwar können sich Personen, die sich nicht dem binären Geschlechtssystem zuordnen, als „divers“ eintragen lassen, jedoch spiegelt diese Option die vielen unterschiedlichen Identitäten nicht ausreichend wieder und ist mit einem langwierigen Prozess verbunden. Die selbst zugeschriebene und erlebte Geschlechtsidentität, also ob und wie stark sich Personen einem bestimmten Geschlecht zugehörig fühlen, kann hierdurch nicht sichtbar gemacht werden. Diese kann außerdem vom offiziell eingetragenen Geschlecht abweichen, sodass eine Diskrepanz zwischen zugeschriebener und erlebter Geschlechtszugehörigkeit entstehen kann. Die tatsächliche Geschlechtervielfalt der Angehörigen der Uos ist in diesen Zahlen damit nicht zuverlässig abgebildet.
(2) Interkulturalität
An der Universität Osnabrück studieren insgesamt 853 Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung entweder im Inland oder im Ausland erworben haben. Die Universität Osnabrück fühlt sich dem Ziel der internationalen Verständigung und Kooperation in besonderem Maße verpflichtet und unterstützt den wertvollen kulturellen Austausch.
Im Wintersemester 2020/21 verteilen sich die Zahlen für die Kontinente, denen die erste Staatsangehörigkeit der ausländischen Studierenden zugeordnet werden kann, wie folgt: Europa 52,1%, Asien 32,1%, Amerika 9,4%, Afrika 6,0%, Australien 0,1%, Staatenlos/Ungeklärt 0,4% (Quelle: MIS Stichtags-Studierenden-Daten, Stand 15.11.2020).
Diskrepanz von Staatsangehörigkeit und erlebter kultureller Identität
Auch die Erfassung der Staatsangehörigkeit basiert auf offiziellen Eintragungen. Hierdurch können jedoch die kulturelle Identität und das eigene Zugehörigkeitsgefühl nicht ausreichend dargestellt werden. Ebenso werden Diskriminierungserfahrungen oder die Gefährdung durch Diskriminierung unter alleiniger Betrachtung der Staatsangehörigkeit nicht sichtbar. Hierfür braucht es weitere Methoden und Herangehensweisen.
(3) Offene Hochschule
Bildungsverläufe werden immer vielfältiger, was die Universität Osnabrück unter dem Leitgedanken der „Offenen Hochschule“ berücksichtigt und fördert. Die Studierenden bringen unterschiedliche Arten der Hochschulzugangsberechtigung mit. Obwohl über 90 % der Studierenden die Allgemeine Hochschulreife besitzen, gibt es weitere Wege, den Studieneinstieg an der Universität Osnabrück zu gestalten. Vielfältige Erfahrungen bereichern den Austausch und fördern einen Perspektivwechsel! Zur Seite Studieren ohne Abitur
Das Diagramm zeigt die Hochschulzugangsberechtigung der Studierenden im Wintersemester 2020/21: Allgemeine Hochschulreife 91,22%, Fachhochschulreife 6,42%, Fachgebundene Hochschulreife 2,32%, Sonstige Hochschulzugangsberechtigung 0,04% (Quelle: MIS Stichtags-Studierenden-Daten, Stand 15.11.2020).
Bildungshintergrund muss genauer betrachtet werden
Die Hochschulzugangsberechtigung kann als einer von vielen Indikatoren für den Bildungshintergrund gewertet werden. Für eine umfassende Betrachtung, z. B. auch der Situation von „Arbeiter*innenkindern“, müssen weitere Indikatoren mit eingeschlossen werden.
Die Universität Osnabrück ist vielfältig – aber wie vielfältig ist sie wirklich?
Die Studierenden und Beschäftigten der Universität Osnabrück sind vielfältig. Diese Vielfältigkeit wird an der Universität Osnabrück bisher nur in Bezug auf einige Merkmale (siehe oben) zentral erfasst. Anhand der ausgewählten Merkmale (z. B. Geschlecht) bzw. Diversitätsdimensionen kann diese Vielfalt jedoch nur bedingt sichtbar gemacht werden. Wie die obigen Ausführungen zeigen, sind weitaus mehr Merkmale und Analysen (auch aus intersektionaler Perspektive) notwendig, um die Diversität sichtbar zu machen und wesentliche Kennzahlen in ein Monitoringsystem zu überführen. Durch eine nachhaltige und universitätsweite Erfassung, zum Beispiel von Studierenden mit Kindern und Pflegeverantwortung, könnten bestehende Gleichstellungsmaßnahmen noch gezielter ausgerichtet und weiterentwickelt werden.
Diversity gestalten heißt zunächst, ein Bewusstsein zu schaffen und hierauf aufbauend Schritt für Schritt Handlungen zu initiieren. Hierfür braucht es statistische Grundlagen, die mithilfe des Gender- und Diversity-Controllings zukünftig systematisiert und erweitert werden sollen sowie einen individuellen und politischen Willen zur Veränderung. Handlungsmöglichkeiten sind zum Beispiel die Ausweitung passgenauer Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung sowie die zentrale Verankerung einer Anlaufstelle zur Beratung bei Diskriminierungserfahrungen für alle Mitglieder der Universität. Langfristig sollen durch diese und weitere Maßnahmen Strukturen und das institutionelle Handeln diversitygerecht gestaltet werden.