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Pressemeldung

Nr. 47 / 2024

04. Juni 2024 : Generative Künstliche Intelligenz intelligent einsetzen

Hochschule Osnabrück und Uni Osnabrück stellen eigene Chatbot-Anwendungen bereit: Sowohl die Hochschule Osnabrück als auch die Universität Osnabrück stellen ihren Mitarbeitenden und Studierenden einen datenschutzkonformen Zugang zum Large Language Model von OpenAI, das auch hinter ChatGPT steht, zur Verfügung.

Eine Computermaus mit Kiwifrucht Muster auf einem Holztisch. Generative KI. Großansicht öffnen

© serg3d | adobe.stock.com

Entwickelt wurde kiwi als Open-Source-Produkt vom IT-Team des Zentrums virtUOS

Mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 ist das Thema generative KI in der Breite der Gesellschaft angekommen. War die Funktion solcher KI-Tools bis dahin vor allem Expertinnen und Experten bekannt, werden sie inzwischen von großen Teilen der Bevölkerung im Alltag genutzt. Auch im Kontext von Studium und Lehre spielen generative KI-Anwendungen eine zunehmend größere Rolle: In einer Befragung der Hochschule Darmstadt, an der sich deutschlandweit über 6.300 Studierende beteiligten, gaben rund zwei Drittel an, KI-basierte Tools im Studium zu verwenden. 

Zum Hintergrund: Expertinnen und Experten sind sich darin einig, dass KI-Anwendungen im Hochschulkontext in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen und sich zu einem festen Bestandteil der (Hochschul-)Lebensrealität entwickeln werden. Damit verbunden ist die Herausforderung, auf diese Entwicklungen zu reagieren. So müssen vor allem Studierende Kompetenzen im Umgang mit KI-Tools erwerben. 

Die Universität Osnabrück stellt allen Universitätsangehörigen das UOS KI-Portal (kurz: kiwi) zur Verfügung. Entwickelt wurde es als Open-Source-Produkt vom IT-Team des Zentrums virtUOS, das sich um die Pflege und Weiterentwicklung kümmert. In Zukunft sollen über kiwi weitere generative KI-Tools zugänglich gemacht werden, wobei der Fokus insbesondere auf selbst betriebenen Diensten liegen soll. „Die Erfahrungen, die aus der Entwicklung und dem regelbetrieblichen Bereitstellen innovativer KI-Werkzeuge gewonnen werden, sind die Grundlage für zukünftige, noch spannendere Dienste und Unterstützungsmöglichkeiten in der Digitalen Lehre“, meint Dr. Andreas Knaden, geschäftsführender Leiter des virtUOS. Damit die neuen Technologien optimal zu den Anforderungen in der Lehre passen, war auch das Team der Hochschuldidaktik eng in den bisherigen Entwicklungsprozess involviert und wird auch weiterhin intensiv mitwirken. Philip Hillebrand, Dozent in der Romanistik, erklärt: "Ich habe kiwi in meinem Seminar eingesetzt, um meine Studierenden im kritischen Umgang mit KI zu schulen und dabei sehr positive Erfahrungen gesammelt."

Die Hochschule Osnabrück nutzt seit Kurzem das webbasierte Interface HAWKI auf GPT-4o Basis, welches an der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen im Interaction Design Lab entwickelt wurde und den Hochschulen landesweit zur Nutzung bereitsteht. Unter HAWKI finden Studierende, Lehrende und Mitarbeitende wie im UOS-KI-Portal ein Interface, mit dem sie ChatGPT von OpenAI in den Versionen GPT-3.5 und GPT-4-Turbo kostenfrei über ihren Hochschul-Account nutzen können.

„Der gezielte und gut abgewogene Einsatz von KI-basierten Textgeneratoren gehört zukünftig zu den Grundkompetenzen der Lernenden und Lehrenden an unseren Hochschulen. Durch frühzeitige und kritisch reflektierte Nutzung der aktuell verfügbaren Systeme stärken wir die digitale Mündigkeit aller Menschen an der Hochschule“, erläutert Prof. Dr. Ingmar Ickerott die Bedeutung der Einführung von KI-Systemen. Die Studierenden überzeugt der Ansatz, wie Carolin Then Bergh bestätigt: „Generative KI ist zwar in meinem Studium nicht direkt Thema, da ich sehr affin gegenüber neuen digitalen Tools bin, halte ich auch bei generativer KI die Augen offen nach Einsatzmöglichkeiten und probiere mich viel aus. HAWKI hat Nachteile gegenüber ChatGPT, aber die ideelle Ebene ist mir wichtiger: HAWKI könnte in Zukunft als Interface die Möglichkeit bieten, das dahinterliegende Datenmodell durch regionale, demokratische oder offene Modelle zu ersetzen. Ich fände es super, wenn die Hochschule das weiter unterstützt.“

Die Chatbots in HAWKI sowie in kiwi können bei vielfältigen Aufgaben in Studium und Lehre zur Hand gehen. Studierende wie Lehrende und Mitarbeitende können den Chatbot als Impulsgeber oder Reflexionspartner nutzen und sich bei der Erledigung von Routineaufgaben unterstützen lassen. Darüber hinaus können HAWKI und kiwi in Lehrveranstaltungen eingesetzt werden: Lehrende könnten Studierende dazu auffordern, bspw. eine Lernaufgabe mithilfe des Chatbots zu bearbeiten, die Korrektheit des KI-generierten Outputs zu überprüfen und schließlich kritisch zum KI-generierten Output Stellung zu beziehen. Eine weitere Besonderheit von kiwi ist die einfache Modifizierbarkeit des System-Prompts, welcher bei vielen kommerziellen Systemen ein streng gehütetes Geheimnis ist. Der System-Prompt wird standardmäßig mit jeder Eingabe an das Sprachmodell übermittelt und gibt vor, wie dieses auf Anfragen reagieren soll. Jeder KI-Assistent folgt diesen eigenen strengen Regeln, die sein Verhalten und demzufolge auch die Qualität der Ergebnisse bestimmen. Diese klaren Instruktionen (System Prompts) sind als eine digitale DNA der künstlichen Intelligenz zu begreifen.

Als weitere nützliche Anwendung hat sich die Academic Cloud Hub in Niedersachsen zu einer interessanten und nützlichen Plattform für den Austausch entwickelt, auf der besonders das Thema künstliche Intelligenz für Angehörige der Hochschulen von großer Bedeutung ist. Über diese Plattform wird eine Vielzahl an Veranstaltungstipps für Lehrende und Mitarbeitende geteilt und intensiv diskutiert. Um die Hochschulen bei der Auseinandersetzung mit dem schnelllebigen Thema KI zu unterstützen, wurde bereits im Januar 2024 das erste niedersachsenweite Austauschtreffen zu diesem Thema veranstaltet. Seitdem ist viel Vernetzung entstanden und es haben sich zahlreiche Gruppen gebildet, die sich zu spezifischen Unterthemen der KI im Academic Cloud Hub organisieren. Diese Gruppen arbeiten beispielsweise an der Konzeption gemeinsamer hochschulübergreifender Veranstaltungen, um zu vermeiden, dass jede Hochschule eigene Fortbildungen zu KI anbieten muss. Die gemeinsame Entwicklung von Regelungen zur Handhabung von KI, der Austausch über Erfahrungen damit sowie ethische Fragestellungen werden innerhalb dieser Gruppen vorangetrieben.