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Pressemeldung

Nr. 236 / 2016

15. November 2016 : „Situierte Kognition“: DFG finanziert neues Graduiertenkolleg an den Universitäten Osnabrück und Bochum

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neues Graduiertenkolleg zum Thema „Situierte Kognition“ an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Osnabrück mit etwa 3 Millionen Euro für 4,5 Jahre. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie kognitive Prozesse mit externen Einflüssen zusammenspielen, um die geistigen Fähigkeiten des Menschen hervorzubringen.

»Ich beglückwünsche die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Bochum und an dem Osnabrücker Institut für Kognitionswissenschaft herzlich zu diesem Erfolg«, so der Vizepräsident für Hochschulentwicklung und Strategie an der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Thomas Bals. »Nicht zuletzt spiegelt diese großartige Förderung das internationale Renommée der Kognitionswissenschaft und der Philosophie an den beiden Universitäten wider.«

Das Graduiertenkolleg soll methodisch die Philosophie des Geistes und der Kognition mit der Psychologie und den Neurowissenschaften verknüpfen, wobei die philosophische Theoriebildung im Zentrum steht. Dabei möchte das Team die Synergien zwischen den beiden Standorten Osnabrück und Bochum nutzen. Die Leitung des Kollegs liegt bei einem Sprecher aus Bochum, Prof. Dr. Albert Newen (Institut für Philosophie II), und einem Ko-Sprecher aus Osnabrück, Prof. Dr. Achim Stephan (Institut für Kognitionswissenschaft).

»Hauptziel des Kollegs ist es, die Defizite traditioneller Modelle des menschlichen Geistes herauszuarbeiten und zentrale empirische Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft auf philosophisch-kritische Weise in einer Theorie der ‚Situierten Kognition‘ zusammenzuführen; bislang wurden diese nicht ausreichend berücksichtig«, sagt der Osnabrücker Philosoph und Kognitionswissenschaftler Achim Stephan.

»Eine Grundannahme unserer Arbeit ist, dass sich die geistigen Fähigkeiten des Menschen nicht allein als Hirnaktivitäten beschreiben lassen«, erklärt Albert Newen. Auch äußere Faktoren spielen eine Rolle. Die Gesichtsmuskulatur bestimmt beispielsweise mit, wie ein Mensch sich fühlt – nicht nur umgekehrt. Auch das Erinnerungsvermögen ist vom Kontext abhängig. »Manchmal erinnere ich mich in einem Raum an bestimmte Dinge, die mir an anderer Stelle nicht einfallen, oder meine Erinnerung ist nur zusammen mit einem Kalender möglich«, veranschaulicht Newen. Unsere geistigen Leistungen werden durch das Gehirn ermöglicht, aber in vielen Fällen hängen sie auch wesentlich zusammen mit dem gesamten Körper sowie äußeren Gegenständen oder anderen Personen. Erst die Einbettung macht unsere intelligente Leistung möglich.

Das Kolleg ist interdisziplinär ausgerichtet, wobei philosophische Untersuchungen im Vordergrund stehen. Die Forschung soll systematisch in eine Theorie der Kognition münden, die neueste empirische Erkenntnisse zusammenführt. Das Gesamtprojekt soll von einem Kernteam aus insgesamt zwölf Doktorandinnen und Doktoranden und einer promovierten Nachwuchswissenschaftlerin sowie den Projektleitern umgesetzt werden. Die Antragsteller legen besonderen Wert auf den wissenschaftlichen Austausch innerhalb des Kollegs und im internationalen Rahmen, und sie wollen die Nachwuchsforscherinnen und -forscher früh an das wissenschaftliche Publizieren heranführen. Jeder Doktorand soll zwei Betreuer erhalten, einen an jedem Standort.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Achim Stephan, Universität Osnabrück
Institut für Kognitionswissenschaft
Wachsbleiche 27, 49090 Osnabrück
Telefon: +49 541 969 3359
achim.stephan@uni-osnabrueck.de

Prof. Dr. Albert Newen, Ruhr-Universität Bochum  
Institut für Philosophie II
Tel.: +49 234 32 22139
albert.newen@rub.de