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Pressemeldung

Nr. 217 / 2016

08. Juni 2016 : „Konfliktlandschaften“: Universität lädt zu interdisziplinärer Tagung ein

Unter dem Titel „’Konfliktlandschaften’ – Eine interdisziplinäre und intertemporale Annäherung an topologische Zäsuren“ lädt die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften an der Universität am 10. und 11. Juni zu einer Tagung und einer Ausstellung in die Osnabrücker Kunsthalle ein.

Geschichte schreibt sich in Landschaften ein. Landschaften können konkret oder symbolisch Vergangenes spiegeln. Schauplätze von Konflikten, Grenzziehungen oder Gewalt können sich zu Interpretationsräumen entwickeln, die es aus wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektive zu beschreiben und zu interpretieren gilt.

Zum Hintergrund: Die Konfliktlandschaftsforschung ist an der Universität Osnabrück seit mehr als zwei Jahrzehnten über die Kooperation der Professuren für die Archäologie der römischen Provinzen sowie für Physische Geographie mit dem Museum und Projekt Kalkriese bei der Erforschung der Varus-Schlacht etabliert. Damit zählt Osnabrück zu den profilierten Standorten der Schlachtfeldarchäologie in Deutschland. Ihre Erkenntnisse zur Bedeutung von post-battle-processes für das Verständnis historischer Konfliktlandschaften ist ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung des Forschungsfeldes.  

In einer Weitung ihrer Perspektiven durch eine Verzahnung von Archäologie, Physischer Geographie, Geschichtswissenschaft sowie der Kunst und Kunstpädagogik – als forschende Kunst – und eine epochale Öffnung entsteht ein integrierter interdisziplinärer Ansatz. Mit seiner Hilfe lassen sich der Boden und Landschaft, schriftliche, dingliche und mündlich überlieferte Quellen sowie Resonanzen konfliktgeladener Orte in der lokalen bzw. kollektiven Erinnerung zusammenführen.  

Landschaft bildet ein zentrales Thema unterschiedlicher Disziplinen einer sich seit der Moderne ausdifferenzierenden Wissenschaftskultur. »Geographie, Geologie und Biologie setzen sich dezidiert mit unterschiedlichen Morphologien und Formationen auseinander, wohingegen die Archäologie, die Geschichtswissenschaft, aber auch die Soziologie die Spuren sozialer Praktiken und kultureller Manifestationen sichern, beschreiben und zu interpretieren versuchen«, erklärt der Osnabrücker Historiker Prof. Dr. Christoph Rass, der zusammen mit Prof. Dr. Andreas Brenne vom Fachgebiet Kunst die Tagung organisiert hat. Die Osnabrücker Arbeitsgruppe will diese unterschiedlichen Perspektiven in einen fruchtbaren Dialog bringen und über eine Verständigung zwischen den Disziplinen epistemologische Fortschritte machen.  

Im Rahmen der Veranstaltung werden neueste empirische Befunde und instrumentelle Verfahren präsentiert. Thematisch geht es auch um experimentelle Erweiterung fachlicher Grenzen und um das Erkunden neuer transdisziplinärer Kooperationen. In ersten Fallstudien wurden archäologische und historische Befunde mit Mitteln der physikalischen Magnetometrie abgeglichen, während gegenwärtige Erinnerungsnarrative um ver- und vorvergangene Begebenheiten im Feld auf die kritische Quellenkunde der Geschichtswissenschaft treffen. In diesen Zusammenhängen untersuchen Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstvermittlerinnen und -vermittler ästhetische Formen der Konfliktlandschaften. Im Mittelpunkt dabei stehen Formen sozialer Sinnstiftungen und Fragen einer Erinnerungskultur.

Auf einer öffentlichen Abendveranstaltung am 10. Juni wird um 19 Uhr der Berliner Historiker und Schriftsteller Dr. Per Leo zum Thema „Auf Kriegspfaden wandeln. Zur Nähe vergangener Vergangenheit“ sprechen. In einem Vortrag zur der die Tagung begleitenden Ausstellung »Feldkulturerbe« - mit unterschiedlichen künstlerischen und studentischen Positionen - wird Ruppe Koselleck künstlerische Strategien im Kontext geschichtskontaminierter Böden und Schlachterden vorstellen.

Am darauf folgenden Tag werden unter anderem Andreas Stele und Dr. Frank Wolff über die innerdeutsche Grenze als Konfliktlandschaft referieren. Ebenfalls sprechen wird Achim Konejung aus seiner langjährigen Geschichtsarbeit auf dem Schlachtfeld 'Hürtgenwald'. Sein Thema: Erinnerungskultur als Identitätsstiftung und Mittel der Abschottung. Der Kunsthistoriker Jürgen Kaumkötter befasst sich mit dem Thema „Wie eine Garnisonsstadt den Frieden für sich entdeckte“ um daraus die Frage abzuleiten, wie Osnabrück als eine Konfliktlandschaft gelesen werden kann.  

In einem performativen Vortrag zur der die Tagung begleitenden Ausstellung FELDKULTURERBE - mit unterschiedlichen künstlerischen und studentischen Positionen - wird Ruppe Koselleck künstlerische Strategien im Kontext geschichtskontaminierter Böden und Schlachterden vorstellen.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph Rass, Universität Osnabrück
Historisches Seminar
Schloßstraße 8, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4912
crass@uni-osnabrueck.de