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Pressemeldung

Nr. 240 / 2016

18. November 2016 : Historiker der Uni Osnabrück mit dem Wissenschaftlichen Stauferpreis ausgezeichnet

PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest, der derzeit an der Universität Osnabrück die Professur für Mittelalterliche Geschichte vertritt, wurde am 12. November mit dem Wissenschaftlichen Stauferpreis der Stauferstiftung Göppingen ausgezeichnet. Dieser renommierte, seit 1994 alle zwei Jahre verliehene, Preis ehrt herausragende Forschungsarbeiten zur Geschichte und Kultur der Stauferzeit. Der Stauferpreis ist mit 5.000 Euro dotiert; in diesem Jahr ging er an zwei Wissenschaftler.

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© Universität Osnabrück / Anja Stehfest

PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest

Mit dem Wissenschaftlichen Stauferpreis wurde die Habilitationsschrift „Das Reich als Netzwerk der Fürsten. Politische Strukturen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225-1235“ von Dr. Gramsch-Stehfest gewürdigt. Die Arbeit wurde 2009 an der Universität Jena eingereicht und 2013 publiziert. »Ich freue mich sehr, dass mit diesem Preis ein neuer wissenschaftlicher Ansatz in der mediävistischen Forschung gewürdigt wird«, sagt Dr. Gramsch-Stehfest.

Konkret geht es darum, soziologische Netzwerkforschung in der Mittelalterforschung einzusetzen. Gramsch-Stehfest hat die Jahre 1225 bis 1235 untersucht, in denen es in Deutschland zwei Könige gab: den Stauferkaiser Friedrich II. und dessen Sohn Heinrich (VII.). Er entwickelte eine Datenbank, in welcher die Beziehungen der Fürsten im Reich untereinander und ihr Verhältnis zu den zwei Königen abgebildet wurden.

Die mathematische Analyse der so modellierten politischen Beziehungsnetze förderte erstaunliche Ergebnisse zutage: König und Kaiser agierten in einem politischen Umfeld, das durch Fragmentierung in mehrere fürstliche Klientelverbände geprägt war. Auf die kürzest mögliche Formel gebracht: Es existierte im Reich eine West-Ost-Spaltung, welche die beiden Könige in einen Konflikt trieb. Dieser endete schließlich mit dem Sturz Heinrichs. Während die bisherige Forschung dem jungen König Unfähigkeit im Regieren attestiert hat, kommt Gramsch-Stehfest zu einem gänzlich anderen Ergebnis: »Wir können heute«, so der 48-jährige Mediävist, »gewissermaßen die Ehre Heinrichs (VII.) wiederherstellen, denn die Vorwürfe, die der Vater gegen ihn erhob, entbehren weitgehend der Grundlage.«

Mit seiner Arbeit hat Dr. Gramsch-Stehfest gezeigt, dass der Einsatz von Datenbanken und mathematischen Methoden auch in der Geschichtsforschung neue Einsichten in komplexe politische und soziale Systeme verspricht. Sie besitzt damit Wert über die engere Fragestellung hinaus. Die Preisverleihung fand zusammen mit einem Festvortrag des Geehrten im Rahmen der 27. Göppinger Staufertage statt.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest, Universität Osnabrück
Historisches Seminar
Schloßstraße 8, 49074 Osnabrück
Telefon: +49 541 969 4396, -4387 (Sekr.)
robert.gramsch-stehfest@uni-osnabrueck.de