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Pressemeldung

Nr. 12 / 2017

18. Januar 2017 : EU-Agrarsubventionen richtig einsetzen: Uni Osnabrück beteiligt an Studie des Bundesumweltministeriums

Wie können die EU-Agrarsubventionen so ausgerichtet werden, dass sie dem Gemeinwohl dienen und helfen, die Akzeptanz- und Umweltkrise der Landwirtschaft zu lösen? Antworten auf diese Frage liefert eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums, die am 17. Januar im Rahmen des Kongresses „Landwirtschaft mit Zukunft – ökologisch und gerecht“ in Berlin vorgestellt wurde. Maßgeblich beteiligt an der Studie war auch das Institut für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück.

Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Peter Feindt von der Universität Wageningen wurde ein Vorschlag erarbeitet, wie gezielt die Leistungen der Landwirtschaft für den Schutz von Natur, Boden, Wasser oder Klima gefördert werden können, die der Markt nicht honoriert. Bislang richtet sich die Förderung vor allem nach der bewirtschafteten Fläche.

Von Seiten des Osnabrücker Instituts waren Prof. Dr. Claudia Pahl-Wostl, Caroline van Bers und Fabian Thomas an der Studie beteiligt. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Identifikation innovativer Handlungsansätze, die auf systemischen Konzepten beruhen, sowie die Bewertung von Politikinstrumenten unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse der Verhaltensökonomie. Darüber hinaus brachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre besondere Expertise in Bezug auf neue Formen der sektorüberschreitenden Kooperation und Förderung von Innovations- und Lernprozessen ein.

»Die Studie unterstützt unsere Forderung nach einem grundlegenden Umbau der Agrarsubventionen«, so Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. »In diesen schwierigen Zeiten ist es ein Privileg, dass fast 40 Prozent des EU-Budgets in die Landwirtschaft fließen. Leider landet ein großer Teil des Geldes dann bei großen Agrarfabriken oder indirekt bei Flächeneigentümern, die gar keine Landwirte sind. Wir müssen dieses absurde Fördersystem gemeinsam mit den anderen Mitgliedsstaaten dringend ändern. Ich bin der Auffassung: Öffentliches Geld sollte es in Zukunft nur noch für öffentliche Leistungen geben.«

Ziel der Studie ist es, wissenschaftlich basierte Optionen für die künftige Ausgestaltung der Agrarpolitik aus der Perspektive des Umwelt- und Naturschutzes zu formulieren und in die öffentliche Diskussion einzubringen. Der Umsetzungsvorschlag bezieht sich auf die nächste Förderperiode, die im Jahr 2021 beginnt. Dann sollen demnach die Zahlungen schrittweise vollständig an die Erbringung öffentlicher Güter geknüpft werden. Leitbild der Wissenschaftler ist ein neuer Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft, der ökologische und soziale Leistungen fair entlohnt.

Statt einer Ausrichtung auf Menge und Export und damit steigende Angebote und sinkende Preise, müsse es das Ziel sein, dass Landwirtinnen und Landwirte mehr Geld für qualitativ wirklich hochwertige Produkte erhalten, so die Bundesumweltministerin. »Wenn die Landwirtschaft also gleichbleibend hohe Zahlungen auch im nächsten EU-Haushalt rechtfertigen will, muss sie die Ausrichtung auf mehr Nachhaltigkeit als Chance begreifen. Ich hoffe daher sehr, dass sich die Vertreter der Landwirtschaft mit den Ergebnissen und Vorschlägen der Studie konstruktiv auseinandersetzen und darin nicht einen Angriff auf die Landwirtinnen und Landwirte sehen, sondern einen Beitrag zu einer Landwirtschaft mit Zukunft.«

Eine Kurzfassung der wissenschaftlichen Studie findet sich unter: www.bmub.bund.de/N53910

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Claudia Pahl-Wostl, Universität Osnabrück
Institut für Umweltsystemforschung
Tel.: +49 541 969 2536
pahl-wostl@uni-osnabrueck.de