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Pressemeldung

Nr. 166 / 2017

04. September 2017 : Der Sprache auf der Spur! DFG fördert neues Forschungsprojekt im Osnabrücker Kindersprachlabor

Wie schaffen es Babys, Wortbedeutungen und geordnete Muster in der Sprache zu entdecken? Warum lernen wir sprachliche Regeln in der Kindheit so viel leichter als im Erwachsenenalter? Um diese Fragen zu untersuchen, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ab 1. Oktober 2017 über drei Jahre ein Projekt am Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück.

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© Unuiversität Osnabrück / Jutta Müller

Die Projektleiterin Prof. Dr. Jutta Mueller und ihr Team vom Osnabrücker Kindersprachlabor suchen Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahren und auch junge Erwachsene, die durch ihre Teilnahme mithelfen wollen, die Rätsel unseres Sprachvermögens zu lüften.

Wenn ein Baby um den ersten Geburtstag herum stolz das erste Wort produziert, ist die Freude groß: Die Welt der Sprache hat sich aufgetan. Die Grundsteine dafür werden jedoch schon weit früher gelegt. Viele Studien zeigen, dass bereits wenige Monate alte Säuglinge ganz erstaunliche sprachliche Fähigkeiten besitzen und zum Beispiel häufig wiederkehrende Laute und Muster erkennen können. So kennen Babys schon mit nicht einmal 6 Monaten ihren eigenen Namen, sowie Wörter für viele Alltagsgegenstände. Seit Juni 2017 untersucht das Team um Jutta Mueller, wie Babys es schaffen, Wörter für „unsichtbare“ Gegenstände, beispielsweise Geräusche zu erlernen. »Darüber, wie wir Wörter für sichtbare Gegenstände, wie zum Beispiel „Ball“ lernen, wissen wir schon viel. Wie wir aber Wörter für nur hörbare Gegenstände, wie zum Beispiel „Sirene“ oder „Klingel“ lernen, ist nahezu unerforscht«, so Sam Cosper, Doktorand in Muellers Arbeitsgruppe.

Ab 1. Oktober 2017 wird die DFG nun ein weiteres Projekt im Osnabrücker Kindersprachlabor fördern. In einer früheren Studie zeigten Forscherinnen um Jutta Mueller, dass Babys im Alter von nur 3 Monaten komplizierte Regeln, wie wir sie zum Beispiel bei der Konjugation von Verben finden (z.B. ich gehe vs. du gehst), innerhalb weniger Minuten entdecken können. Die Forscherinnen zeichneten dabei die elektrischen Hirnsignale auf, während die Babys einem Strom sinnloser Silben lauschten, der, ähnlich wie im Beispiel der Konjugation, Zusammenhänge zwischen nicht direkt benachbarten Silben enthielt. Die Analyse der Signale zeigte, dass die Babys die komplizierten Regeln ganz automatisch aus dem Sprachstrom herausfiltern konnten, während Erwachsene das nur dann konnten, wenn sie die Anweisung erhielten, Regelverletzungen zu entdecken. »Man könnte sagen: Erwachsene müssen mit der Nase auf die Regel gestoßen werden, während Babys diese ganz beiläufig entdecken«, erläutert Prof. Jutta Mueller.

Im Osnabrücker Kindersprachlabor werden diese erfolgreichen Studien nun mit Unterstützung der DFG fortgesetzt um herauszufinden, welche Art von Lauten Babys besonders gut für das Regellernen nutzen können und wie sich das sprachliche Lernen im Entwicklungsverlauf verändert. »Das Verständnis dafür, wie Wörter und Regeln gelernt werden, wird auch der förderlichen Gestaltung von Lernumgebungen zu Gute kommen und helfen, Hilfestellungen für diejenigen Kinder zu entwickeln, die Schwierigkeiten beim Spracherwerb haben«, erklärt Jutta Mueller. Um diese Ziele zu verwirklichen, ist ihr Team auf die Unterstützung vieler Osnabrücker Familien angewiesen, die durch ihre Teilnahme an den laufenden Studien die Forschung unterstützen. Interessierte Familien können sich jederzeit per E-Mail oder Telefon an das Kindersprachlabor wenden. Tel: (0541) 969 3369 (Prof. Mueller) oder 969 2247 (Kindersprachlabor/Anrufbeantworter), E-Mail: sprachforschung@uni-osnabrueck.de

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Jutta L. Mueller, Universität Osnabrück
Institut für Kognitionswissenschaft
Tel: +49 541 969 3369
sprachforschung@uni-osnabrueck.de
http://cogsci.uni-osnabrueck.de/~jutmueller/ research/babylabor.html