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Pressemeldung

Nr. 79 / 2017

28. April 2017 : Biologiedidaktiker veröffentlicht Artikel über Insekten als Nahrungsmittel als Titelthema der Fachzeitschrift „Biologie in unserer Zeit“

In vielen Teilen der Welt gehören Insekten seit langer Zeit zum Speiseplan der Menschen. Auch die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé haben das große Potenzial von Insekten als Nahrungsmittel bereits erkannt. In Deutschland gibt es jedoch gegen den neuen Trend der sogenannten „Entomophagie“ (abgleitet von den griechischen Wörtern éntomon „Insekt“ und phageín „essen“) rechtliche Barrieren und erhebliche psychologische Vorbehalte.

© Cover / WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA

Der Biologiedidaktiker an der Uni Osnabrück, Dr. Florian Fiebelkorn, hat Fakten und offene Fragen zum Thema Mehlwurm-Burger und frittierte Heuschrecken in einem informativen Übersichtsartikel zusammengestellt, der als aktuelles Titelthema der deutschsprachigen Fachzeitschrift „Biologie in unserer Zeit“ ausgewählt wurde.

Die Tatsachen sprechen für sich: Täglich konsumieren bereits bis zu 2 Milliarden Menschen in über 130 Ländern Insekten. Nach jetzigem Forschungsstand werden weltweit 2086 Insektenarten verzehrt. »Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind viele Insektenarten traditionellen Nutztieren ebenbürtig und in einigen Punkten sogar überlegen«, sagt Fiebelkorn, der in seinem Artikel Tabellen zum Energie- und Nährstoffgehalt von Insektenarten im Vergleich zu klassischen Nutztieren wie Schwein, Huhn und Rind zeigt. Auch lassen sich Insekten in vielen Fällen im Vergleich zu konventionellen Nutztieren wesentlich nachhaltiger in Bezug auf Landnutzung, Wasser- und Energieverbrauch züchten. »In vielen westlichen Gesellschaften sind es vor allem psychologische Faktoren, die uns daran hindern, Insekten als Nahrungsmittel zu akzeptieren«, erläutert Fiebelkorn, der selbst schon viele verschiedene Insektenarten und natürlich auch den Bux Burger aus Buffalo-Würmern des Osnabrücker Unternehmens Bugfoundation mit Genuss verzehrt hat. »Dies lässt sich vor allem auf Food Neophobia – den Widerwillen, neue Nahrungsmittel auszuprobieren - und eine hohe Ekel-Sensitivität gegenüber Insekten zurückführen, weil diese häufig als Überträger von Krankheiten angesehen werden.«

Im Rahmen seiner biologiedidaktischen Forschung interessiert er sich dafür herauszufinden, welche Faktoren einen Einfluss auf die Bereitschaft haben, Insekten als Nahrungsmittel zu nutzen. Basierend auf diesen Daten sollen dann entsprechende Bildungsangebote entwickelt werden. »Ein Fokus sollte hier vor allem auf den Vorstellungen, Überzeugungen und Einstellungen von Kindern und Jugendlichen zum Thema Entomophagie liegen, da diese die Konsumenten der nahen Zukunft sein werden«, so Fiebelkorn. Um seine Forschungen mit bereits erhältlichen Nahrungsmitteln aus Insekten voranzutreiben, arbeitet er eng mit dem Osnabrücker Unternehmen Bugfoundation zusammen. Das Unternehmen hat bereits mehrere Nachhaltigkeits- und Wirtschaftspreise gewonnen und zählt zu den Pionieren der Entomophagie-Branche in Deutschland. Erste Forschungsprojekte wurden bereits angestoßen und lassen auf interessante Forschungsergebnisse hoffen.

Die Zeitschrift „Biologie in unserer Zeit“ (BIUZ) ist seit vielen Jahren als deutschsprachiges Magazin etabliert, in dem Wissenschaftler selbst für ein breites Publikum über ihre Forschungsgebiete schreiben. Seit seiner Gründung ist BIUZ das Organ des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO). „Biologie in unserer Zeit“ greift aktuelle Themen aus dem gesamten Spektrum der Biologie auf und präsentiert die oft komplexen Zusammenhänge in verständlicher und lebendiger Form. Zu dem Leserkreis gehören Biologen aus Hochschule und Industrie, Biologiestudenten, Biologielehrer, Schüler sowie interessierte Laien. Mehr Informationen unter www.biuz.de

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Florian Fiebelkorn, Universität Osnabrück
Fachbereich Biologie/Chemie
Abteilung Biologiedidaktik
Barbarastraße 11, 49076 Osnabrück
Tel: +49 541 969 3511
fiebelkorn@biologie.uni-osnabrück.de
Literatur: F. Fiebelkorn, Insekten als Nahrungsmittel der Zukunft, Biol. Unserer Zeit 2017, 47, 104 – 110, DOI:10.1002/biuz.201710617 onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201710617/full