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Pressemeldung

Nr. 287 / 2013

04. Dezember 2013 : »Was ist Geographie?« Osnabrücker Forscher stellen einen Mythos auf den empirischen Prüfstand

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt will der Geograph Dr. Malte Steinbrink (Universität Osnabrück) seiner eigenen Disziplin empirisch auf den Zahn fühlen.

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© Universität Osnabrück / Privat

Geht unter anderem der Frage zur Vereinbarkeit von natur- und geisteswissenschaftlichem Denken nach: Der Geograph Dr. Malte Steinbrink.

Was ist Geographie, und was macht eigentlich den Kern des Faches aus? Die Beantwortung dieser Fragen fällt selbst Geographen schwer. Und das liegt nicht zuletzt an der eigentümlichen Stellung der Disziplin zwischen Naturwissenschaften auf der einen (Physische Geographie) und Geistes- bzw. Sozialwissenschaften auf der anderen Seite  (Humangeographie). Der Streit um die Einheit der Geographie ist beinahe so alt wie das Fach selbst und seit jeher eng mit disziplinären Traditionen und Mythen verwoben sowie direkt mit Fragen der Fachidentität verknüpft.

Während Einheitsskeptiker heute auf wissenschaftstheoretische Unvereinbarkeiten verweisen und Spezialisierung einfordern, betonen Einheitsoptimisten den wissenschaftlichen Mehrwert der »innerdisziplinären Interdisziplinarität«. Die Geographie preist sich wissenschaftspolitisch gerne als Brückenfach an und stellt das als Alleinstellungsmerkmal und Stärke angesichts der aktuellen globalökologischen und -gesellschaftlichen Herausforderungen heraus.

Ob die Einheit der Geographie überhaupt mehr ist als reine Rhetorik  und tatsächlich in der Forschungspraxis gelebt wird, ist bisher eine offene Frage.   Steinbrink geht gemeinsam mit Philipp Aufenvenne (Universität Klagenfurt)  der Frage nach, inwieweit die argumentativen Säulen und die rhetorischen Brücken einer empirischen Analyse der Forschungspraxis standhalten.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre  werden die Publikations- und Zitationsstrukturen innerhalb der deutschsprachigen Geographie beleuchtet, um inhaltliche Verbindungen sowie thematische Schnittstellen zwischen den Teildisziplinen zu identifizieren und zu analysieren. »Das ist jedoch mehr als eine geographische  Nabelschau«, betont Dr. Malte Steinbrink. »Wir sehen die Geographie vielmehr als disziplinären Mikrokosmos, anhand dessen sich die übergeordnete Frage nach der Vereinbarkeit von natur- und geisteswissenschaftlichem Denken untersuchen lässt.« Die Forschergruppe erwartet daher auch Einblicke in die generellen Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinären wissenschaftlichen Arbeitens.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Malte Steinbrink, Universität Osnabrück
Institut für  Geographie Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
Seminarstraße 19 a/b, D-49068 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4556
malte.steinbrink@uni-osnabrueck.de
http://www.geographische-praxis.uni-osnabrueck.de