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Pressemeldung

Nr. 5 / 2012

05. Januar 2012 : Von Bakterien, Viren und Verbandsmaterial - Uni Osnabrück: Studierende präsentieren ihre Arbeiten in einer Arztpraxis

Eine Ausstellung der beiden Textilstudierenden Maria Burghardt und Oda Pankoke von der Universität Osnabrück in der Praxis des Osnabrücker Sportmediziners Dr. Stefan Schilling, Hakenstraße 1, setzt sich textil mit dem Kosmos der Medizin auseinander. Sie ist vom 13. Januar bis zum 10. Februar zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen.

Eine Ausstellung der beiden Textilstudierenden Maria Burghardt und Oda Pankoke von der Universität Osnabrück in der Praxis des Osnabrücker Sportmediziners Dr. Stefan Schilling, Hakenstraße 1, setzt sich textil mit dem Kosmos der Medizin auseinander. Sie ist vom 13. Januar bis zum 10. Februar zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen.

In seinem Roman »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« schildert der israelische Schriftsteller Amos Oz eine Tante, die seine gesamte Familie damit tyrannisierte, dass sie immer befürchtete, Bakterien seien auf dem Vormarsch und erzeugten Krankheiten in der Familie. Aus diesem Grunde desinfizierte sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Chemikalien Teller und Tassen sowie Kleider. Maria Burghardt hat ein sehr viel freundlicheres Verhältnis zu Bakterien, Bakterienkulturen und Viren. Nicht, dass sie sich gerne irgendwo infizieren würde, sie beobachtet vielmehr diese winzigen Lebewesen und Erreger unter dem Vergrößerungsglas. Dabei lässt sie sich von dem Reichtum der Formenwelt, die diesen Winzlingen zu eigen ist, anregen. Sie bleibt allerdings bei ihren künstlerischen Produkten in dem Bereich der Kleinkunst, indem sie die sehr kleinen Gebilde in Schmuckstücke aus Filz umwandelt, die teilweise in dem kreisrunden Rahmen einer Petrischale eingefangen werden. Die Bakterien und Viren, die Maria Burghardt hergestellt hat, können wir glücklicherweise mit dem unbewaffneten Auge sehen. Durch die ungewöhnliche Schmuckkollektion, die anstatt kostbarer Steine gefilzte Bakterien in den Mittelpunkt rückt, weicht die allgemeine Abneigung gegen Bakterien zu Gunsten der Faszination.

Mit den Arbeiten von Oda Pankoke dringen wir tiefer in den Bereich der Medizin ein. Doch auch hier führt der Weg von der medizinischen in die philosophische Fakultät und landet in dem Fach Textiles Gestalten. Mit ihren Bandagen unterschiedlichster Art gewinnt die Textilstudentin dem medizinischen Verband ästhetische Reize ab. Sie löst ihn aus seiner ursprünglichen Funktion und verwandelt ihn zu einem interesselosen Augenvergnügen. Dabei werden wir nie ganz das leichte Grauen verlieren, dass uns ein Verband bereitet, weil er an größere und kleinere Verletzungen erinnert. Aber - und das ist das Schöne an einem Verband - es ist nicht mehr die Verletzung, sondern die heilende Behandlung, die sie erfahren hat. So kommen in den künstlerischen Gebilden Grauen und Rettung zu einander und enden in kleinen Bildwitzen, die das Auge als Störung der Funktion des ärztlichen Verbandes erlebt: Reißverschlüsse, Häkelspitze, Stickereien und vieles andere mehr.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Bärbel Schmidt, Universität Osnabrück
Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften
Fachgebiet Textiles Gestalten
Seminarstraße 33-34, 49074 Osnabrück
Telefon: +49 541 969 4217, Fax +49 541 969 4887
baerbel.schmidt@uni-osnabrueck.de