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Pressemeldung

Nr. 103 / 2015

21. April 2015 : Regional und international engagiert: Die Universität trauert um Prof. Lieth

Die Universität Osnabrück trauert um Prof. em. Dr. Helmut Lieth. Der weltweit anerkannte Ökologe verstarb am 16. April nach längerer Krankheit.

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© Neue Osnabrücker Zeitung / Klaus Lindemann

Prof. em. Dr. Helmut Lieth. Der weltweit anerkannte Ökologe verstarb am 16. April nach längerer Krankheit.

Lieth, 1925 in Kürten im Rheinisch Bergischen Kreis geboren, studierte in Bamberg und Köln. 1953 folgte die Promotion im Fach Botanik, anschließend war er in Köln und in Stuttgart-Hohenheim wissenschaftlich tätig. Nach seiner Habilitation führten ihn Forschungs­aufenthalte und Gastprofessuren nach Kanada, Vene­zuela, Kolumbien, Hawaii und von 1967 an als Profes­sor für Botanik an die University of North Carolina (USA).

1977 wur­de er an die Universität Osnabrück berufen, an der er die umweltbezogenen biolo­gi­schen For­schun­gen auf­bau­te. So untersuchte er den Einfluss des zunehmenden atmosphärischen Kohlendioxidgehaltes auf das Pflanzenwachstum, was später für die Prognose des Klimawandels von Bedeutung werden sollte. Der in den Disziplinen Biologie, Chemie, Physik und Ma­the­ma­tik aus­ge­bildete Forscher gründete zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Witte und dem Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Müller 1983 die fächerübergreifende Arbeitsgruppe »Ökologische und Sozio-Ökonomische Sy­­stemforschung«, aus dem 1994 das Institut für Umweltsystemforschung hervorgehen sollte.

Auch nach seiner Emeritierung 1993 blieb der Biologe sowohl der Universität als auch der Region eng verbunden. Prof. Lieth hat sich als einer der ersten weltweit mit ökologischen Fragestellungen aus systemwissenschaftlicher Perspektive beschäftigt, wobei er in Bezug auf komplexe Umweltprobleme die enge Verbindung von naturwissenschaftlichen, ökonomischen und sozialen Aspekten betonte und in seinen eigenen Arbeiten berücksichtigte.  

Aus eben diesem methodischen Ansatz ergaben sich zahlreiche Initiativen für eine internationale Zu­sam­men­arbeit auf dem Gebiet der Ökologie und des Umweltschutzes. Zu nennen ist hierbei unter anderem die von Prof. Lieth initiierte Kooperation mit russischen Wissenschaftlern am Baikalsee in Sibirien, um dort gegen die zunehmende Verschmutzung eines der weltweit größten Binnengewässer vorzugehen.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt vor dem Hintergrund der globalen Ernährungsproblematik war die Nutzung von salz­re­si­sten­ten Pflanzen und deren Bewässerung mit Meer­was­ser in süßwasserarmen Gegenden. Zu den zahl­rei­chen Veröffent­li­chu­ngen des Wissen­schaft­lers, der sich als Präsi­dent der Internatio­nalen Gesell­schaft für Biometeo­ro­logie und der Internationa­len Gesellschaft für Tropische Ökologie en­ga­gier­te, gehören der Klimadiagrammwelt­atlas und die erste Primärproduktivitätskarte der Erde, er­schienen bereits Mitte der sechziger bzw. Anfang der siebziger Jahre.  

Doch auch regional engagierte sich der Wissenschaftler auf vielfältige Art und Weise. So war er es, der als einer der ersten für die Einrichtung eines Botanischen Gartens sowohl als einer Lehr- und Forschungseinsrichtung der Universität als auch als ein Erholungsgebiet für die Osnabrücker Bevölkerung eintrat und sich in den achtziger Jahren für dessen Realisierung stark machte. Anlässlich der Emeritierung des Wissenschaftlers widmete die Neue Osnabrücker Zeitung dem Wirken von Prof. Lieth einen ausführlichen Artikel, in dem insbesondere seine Verdienste um den Botanischen Garten am Westerberg gewürdigt wurden.  

»Mit Prof. Lieth verliert die Universität Osnabrück und ganz besonders die Biologie einen ihrer tatkräftigsten, engagierten und international anerkannten Wissenschaftler der ersten Stunde«, so der Dekan des Fachbereich Biologie/Chemie, Prof. Dr. Jürgen Heinisch. »Prof. Lieth hat als Vordenker die moderne systemorientierte Ökologie maßgeblich mitgeformt und dabei vor Fachrichtungsgrenzen nie Halt gemacht«, betont Dr. Jürgen Berlekamp, damaliger Mitarbeiter von Prof. Lieth und seinerzeit Geschäftsführer der Arbeitsgruppe Systemforschung. Und Prof. Dr. Michael Matthies, Gründungsdirektor und langjähriger Leiter des Instituts für Umweltsystemforschung, fügt hinzu: »Ohne das stark transdisziplinäre Denken Prof. Lieths wäre der heutige Forschungsansatz des Instituts kaum denkbar. In diesem Sinne war er als Wissenschaftler prägend weit über sein eigentliches Fachgebiet, die Ökologie, hinaus.«  

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Oliver Schmidt, Dipl.-Psych., Universität Osnabrück
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Neuer Graben 29 / Schloss, 49076 Osnabrück
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