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Pressemeldung

Nr. 90 / 2015

01. April 2015 : Osnabrück – das verlorene Paradies? Uni lädt zu Lesung und Gespräch mit Hélène Cixous und Cécile Wajsbrot ein

Am Montag, 20. April, lädt die Universität Osnabrück um 20 Uhr zu einer besonderen Veranstaltung ein: Im Theater am Domhof sprechen die beiden französischen Autorinnen Hélène Cixous und Cécile Wajsbrot über Herkunft, Sprache und Identität.

© Foto / Sophie Bassouls

© Foto / Hélène Wajsbrot

Die Schauspielerin Maria Goldmann wird Texte von Hélène Cixous lesen. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Andrea Grewe, Romanistin an der Universität Osnabrück; der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Veranstalter sind neben der Universität Osnabrück das Literaturbüro Westniedersachsen und das Theater Osnabrück.

Unter dem Titel »Osnabrück ist das verlorene Paradies. Nur nicht für mich« erschien im Frühjahr 2014 in der Literaturzeitschrift »Sinn und Form« ein Interview, das Cécile Wajsbrot mit der 1937 in Algerien geborenen französischen Schriftstellerin Hélène Cixous führte. Cixous’ jüdische Familie stammt aus Osnabrück, ihre Mutter und Tante verließen die Stadt aber noch rechtzeitig, um der Vernichtung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Die Autorin ist mit der deutschen Sprache aufgewachsen und hat eine besondere Beziehung zu Deutschland bewahrt. Mit ihrem in französischer Sprache erschienenen Buch »Osnabrück« (1999) hat sie der Stadt der Mutter, jenem mythischen, aus Erinnerungen und Sprache gewebten Ursprungsort, ein Denkmal gesetzt. In »Benjamin nach Montaigne. Was man nicht sagen darf« (2001, dt. 2008) verarbeitete sie die Erfahrungen, die ihre Mutter und ihre Tante bei einem Besuch Osnabrücks in den 1990er Jahren gemacht hatten. Die Stadt hatte damals ehemalige jüdische Bewohner eingeladen.

Hélène Cixous und Cécile Wajsbrot lesen Passagen aus ihrem Gespräch »Osnabrück ist das verlorene Paradies. Nur nicht für mich«. In einer anschließenden Lesung wird Maria Goldmann vom Theater Osnabrück Auszüge aus weiteren Texten vorstellen, in denen Hélène Cixous die Osnabrücker Vergangenheit ihrer Familie thematisiert. Die Lesung in Osnabrück bietet eine einzigartige Gelegenheit, die faszinierende Autorin kennenzulernen und mit ihr gemeinsam »Erinnerungsarbeit« zu leisten.

Hélène Cixous gehört zu den großen französischen Schriftstellerinnen und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, die mit ihrem fiktionalen und essayistischen Werk den französischen Poststrukturalismus mitgeprägt hat. Sie ist eine der zentralen Vordenkerinnen des französischen Feminismus und gehörte zu den Mitbegründerinnen der Reformuniversität Paris 8, an der sie 1969 eine Professur für Englische Literatur erhielt. Seit 1982 ist die mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktoraten ausgezeichnete Schriftstellerin die »Hausautorin« Ariane Mnouchkines und ihres »Théâtre du Soleil«.

Cécile Wajsbrot, geboren 1954 in Paris, stammt aus einer von Polen nach Frankreich emigrierten jüdischen Familie. Ihr Großvater wurde in Auschwitz ermordet. Mit ihren viel beachteten Berlin-Romanen gehört Wajsbrot zu den wichtigsten literarischen Mittlerfiguren zwischen Frankreich und Deutschland der letzten Jahre. 2014 wurde die heute in Paris und Berlin lebende Autorin mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet, im Wintersemester 2014/15 hatte sie die Samuel-Fischer-Gastprofessur für Literatur am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der FU Berlin inne.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Andrea Grewe, Universität Osnabrück

Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Neuer Graben 40, D-49069 Osnabrück

Tel. +49 541 969 4477
andrea.grewe@uni-osnabrueck.de