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Pressemeldung

Nr. 165 / 2015

23. Juni 2015 : »Online-Handel ist Wandel«: Tagung diskutierte Zukunft des Handels und der Innenstädte

Der Umsatz des Online-Handels wächst und damit scheinen sich die Spielregeln für den gesamten Handel zu ändern. Diese Entwicklungen stellen nicht nur den Handel vor große Herausforderungen, sondern auch in Stadtplanung und Wirtschaftsförderung muss umgedacht werden. Die aktuellen Entwicklungen, ihre bisherigen und zukünftigen Auswirkungen sowie Strategien im Umgang mit ihnen waren Thema der Tagung »Online-Handel ist Wandel«.

Ausgerichtet wurde die Tagung gemeinsam von Prof. Martin Franz vom Institut für Geographie der Universität Osnabrück und der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim am 19. und 20. Juni in Osnabrück. Die Veranstaltung mit mehr als achtzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern brachte Akteure aus dem Einzelhandel im Osnabrücker Land zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland, da sie zugleich Jahrestagung des Arbeitskreises Geographische Handelsforschung im Verband der Geographen an Deutschen Hochschulen (VGDH) war.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigten sich beeindruckt von den Aktivitäten und Erfahrungen von Einzelhandelsunternehmen in Osnabrück, so etwa dem langjährigen Erfolg in der Kombination von Online-Handel und Filialgeschäft durch Foto Erhardt oder dem laufenden Aufbau des Online-Geschäftes durch den Prelle Shop. Intensiv diskutiert wurde, welchen Einfluss der Online-Handel auf den stationären Einzelhandel und die Entwicklung von Einkaufsstraßen haben wird. So stellte Halina Gebert von der Unternehmens- und Kommunalberatung Dr. Lademann & Partner heraus, dass schon jetzt 21 der 74 Mittelzentren in Niedersachsen effektiv einen Kaufkraftabfluss haben und dass dies durch den Online-Handel verstärkt würde: »Die Mittelzentren werden die Verlierer der Veränderungen sein. Einzige Gewinner werden die Innenstädte der starken Oberzentren sein.«

Auch mögliche Strategien in Reaktion auf die Veränderungen wurden diskutiert. Markus Eck und Prof. Dr. Cordula Neiberger von der Universität Aachen zeigten auf, dass zwar viele lokale Einzelhändler bereits mit eigenem Auftritt und teilweise auch eigenen Online-Shops reagieren, den meisten Unternehmen aber noch eine wirkliche Strategie fehle. Dass nicht jedes Unternehmen zu einer erfolgreichen Online-Strategie in der Lage ist, betonte Klaus Meinsing von der Firma Convent Mensing: »Der Onlinehandel wirkt grundsätzlich als Trendverstärker des Strukturwandels: Wer sein Geschäft schon ‚offline‘ nicht gut aufgestellt hat, der wird auch durch ‚online‘ wenig Chancen haben.« Auch bei den Kommunen stellt sich nur langsam ein Umdenken ein; von positiven Ansätzen in Bohmte und Neuenkirchen berichtete Klaus Mensing.

Umstritten waren die Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel und ihre Folgen. Während es in diesem Segment in Deutschland lange wenig Wachstum gab, scheint dies nun anders zu werden, nachdem auch etablierte Einzelhandelsketten wie Rewe sich zunehmend engagieren. »Die aktuellen Entwicklungen in Deutschland, sowie die fortgeschrittenen Veränderungen in den USA und Großbritannien sprechen dafür, dass Online-Lebensmittelhandel erhebliche Umsatzzuwächse erzielen wird. Die Art der Nutzung der bestehenden Filialsysteme ändert sich. Zunehmend übernehmen Filialen in Zukunft auch die Funktion von Distributionszentrums für den Onlinehandel, das heißt, die bestellten Waren werden direkt aus den Filialen an den Konsumenten geliefert und nicht aus irgendwelchen Lagerhallen. Für den stationären Handel ist abzuwarten, ob es hierdurch zur Schließung von Filialen oder zur Verkleinerung der Flächen kommen wird«, führte dazu Prof. Franz aus. Er sieht aber auch positive Aspekte im Online-Lebensmittelhandel: »Gerade im ländlichen Raum kann der Online-Handel mit Lebensmitteln dafür sorgen, dass Menschen, für die der nächste Supermarkt zu weit weg ist, sich wieder vernünftig versorgen können.«

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Martin Franz, Universität Osnabrück
Institut für Geographie
Neuer Graben 19 a/b, 49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4277
martin.franz@uni-osnabrueck.de