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Pressemeldung

Nr. 33 / 2014

04. Februar 2014 : Geschichte lernen im Museum

Sich mit Geschichte zu beschäftigen, ist nicht abstrakt, sondern hat immer auch etwas mit der eigenen Person zu tun. Das erfahren derzeit 20 junge Studierende der Universität Osnabrück, die in der Villa Schlikker des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück eine Studioausstellung zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs entwerfen. »Indem die Lebensgeschichten unserer Vorfahren auf die Objekte der Ausstellung treffen, wird dieses Haus der Erinnerung zu einem Raum des Dialogs«, erklärt der Kurator für Stadtgeschichte und Lehrbeauftragte Dr. Thorsten Heese.

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© Foto / Kulturgeschichtliches Museum

Studierende im Kulturgeschichtlichen Museum bei der Arbeit am Ausstellungskonzept.

Doch bis zur Studioausstellung »Kolonialismus, Imperialismus, Rassismus im Vorfeld des Ersten Weltkrieges«, die jetzt im zweiten Stock des Museums zu sehen ist, waren vielfältige Recherchen nötig. »Wir mussten erstmal begreifen, was uns die in den Magazinen ruhenden Objekte erzählen«, berichtet Esther Kohring, Studentin der Erziehungswissenschaft. Wie hat es eigentlich vor dem Ersten Weltkrieg in Osnabrück ausgesehen? Wie war der Alltag der Menschen, die in diesem für das Verständnis unserer Gegenwart so zentralen 20. Jahrhundert in Osnabrück gelebt haben? Wie beeinflusste die persönliche Identität ihr Handeln?

»Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen seit dem Kaiserreich fragten wir uns, was die Identität der Menschen in unterschiedlichen Situationen ausmachte und welche Einflüsse auf sie wirkten«, erläutert Heese beim Ausstellungsrundgang. Die Studierenden der Fächer Geschichte, Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft und Romanistik trugen die persönlichen Erlebnisse ihrer Groß- und Urgroßeltern zusammen. »Es waren Familiengeschichten, die je nach Herkunft sehr unterschiedlich ausfielen und für die Ausstellung einen wertvollen authentischen Beitrag leisten«, erzählt Studentin Lena Stangenberg.

Und dann begann die Sichtung von rund 50 Objekten: Feldpostbriefe, militärische Auszeichnungen, Waffen, Kinderbücher, alte Fotoalben, Briefmarken, Propagandamittel, ethnografische Raritäten. »Das war ein sehr langwieriger, anstrengender, aber auch erkenntnisreicher Auswahlprozess«, erinnert sich Sonja Drehlmann. »Die Objekte sollten die Geschichte visualisieren und für sich selber sprechen.« Da wurden Exponate in Miniführungen den anderen Seminarteilnehmern vorgestellt, Inventarblätter studiert und Rollenspiele veranstaltet, bis das Konzept der Ausstellung stand und die Studierenden sich schließlich auf vier Themengruppen einigten.

»Das ist was anderes, als nur in der Uni zu sitzen und sich theoretisch anzuhören, wie eine Ausstellung geplant wird«, resümiert begeistert Jan Cacek, der Politikwissenschaft und Geschichte studiert. »Die Kooperation mit dem Museum ist eine tolle Idee, sich mit unterschiedlichen Projekten praxisnah auf das spätere Berufsfeld Museum vorzubereiten«, pflichtet ihm die Geschichtsstudentin Amelie Wolff bei, die seit zwei Semestern das Seminar des Lehrbeauftragten Heese besucht.

Das Kulturgeschichtliche Museum ist bereits seit 2004 ein Ausbildungspartner der Universität Osnabrück, um Studierende auf die berufliche Zukunft vorzubereiten. Das Seminar »Historisches Lernen im Museum« wird auch im kommenden Semester fortgesetzt. Dann geht es um die Frage, ob und wie das Thema »Krieg« mit allen seinen Facetten im Museum dargestellt werden sollte.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Thorsten Heese
Kulturgeschichtliches Museum
Lotter Straße 2
49078 Osnabrück Neuer Graben 27
49069 Osnabrück
Tel: +49 541 323 4435
heese@osnabrueck.de