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Pressemeldung

Nr. 262 / 2015

02. November 2015 : Ein Pionier der Musik- und Medientechnologie - Universität Osnabrück verabschiedet Prof. Dr. Bernd Enders in den Ruhestand

»Jetzt hat ihn die Universität Osnabrück wieder zurück, ihren Fachmann für Musikelektronik«, jubilierte die Neue Osnabrücker Zeitung am 24. Juni 1994. Schon bevor Prof. Dr. Bernd Enders seinen ersten Ruf an die Universität Köln bekam, hatte er während seiner Habilitation in Osnabrück das Fachgebiet Musiktechnologie aufgebaut. Nun 1994 als Professor für Systematische Musikwissenschaft/ Musikelektronik an die Universität Osnabrück berufen, gründete er die Forschungsstelle Musik- u. Medientechnologie, war über viele Jahre Initiator des internationalen Osnabrücker Festivals »KlangArt« und Leiter des Kongresses »Musiktechnologie«. Am Freitag, 6. November, verabschiedet die Universität Osnabrück den »Pionier der musik- und medientechnologischen Musikwissenschaft und –pädagogik« um 17 Uhr im Schloss in den Ruhestand.

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© Universität Osnabrück / Elena Scholz

Prof. Enders in einer virtuellen Vorlesung zum Thema Musikinformatik.

Angestoßen durch eigene musikpraktische Erfahrungen mit Rock, Pop und Jazz und den dafür typischen Instrumenten wie Klavier, E-Orgel, E-Baß und Querflöte studierte Enders (geb. 1947) zunächst auf Lehramt an der PH Westfalen-Lippe, dann Schulmusik an der Musikhochschule Köln und anschließend Musikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik an der Universität zu Köln. Dort promovierte er 1980 mit dem Thema »Studien zur Durchhörbarkeit und Intonationsbeurteilung von Akkorden« und war anschließend als Studienrat tätig. 1981 wechselte er als Dozent an die Universität Osnabrück und war dort als Akademischer Rat und später Oberrat für den Schwerpunkt »Apparative Musikpraxis/Musikelektronik sowie für die Studioproduktionen in den Lehramts- und Magisterstudiengängen zuständig.

1986 erfolgte seine Habilitation in »Systematischer Musikwissenschaft« an der   Universität Osnabrück. 1990 wurde Enders zum Apl. Prof. ernannt und folgte 1992 dem Ruf auf die Professur für Musik im 20. Jahrhundert an die Universität zu Köln (VW-Stiftungsprofessur). Zwei Jahre später zog es ihn zurück nach Osnabrück. Er erhielt an der Universität Osnabrück den Ruf auf die Professur für Systematische Musikwissenschaft mit den Schwerpunkten Musikelektronik, Musik und Medien, Musikinformatik und eLearning.

1999 bis 2001 leitete er als Dekan den Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften an der Universität Osnabrück. 2009 lehrte er als Gastprofessor an der Karl Franzens-Universität in Graz; von 2012 bis 2014 war er Direktor des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Osnabrück. Seit Gründung engagiert er sich als Vorstandsmitglied im Zentrum für Informationsmanagement und Virtuelle Lehre (virtUOS).

In zahlreichen Publikationen diskutierte er die enge Wechselwirkung zwischen Musik und Technik, analysierte früh die musiktechnologischen Entwicklungen um vermeidbare und unvermeidbare Konsequenzen für die Musik und Musikkultur aufzuzeigen, heißt es im Vorwort der von Dr. Arne Bense, Dr. Martin Gieseking und Prof. Bernhard Müßgens herausgegebenen Festschrift. Prof. Enders war Herausgeber mehrerer interaktiver Musiklehr- und -lernprogramme, darunter das mit der Comenius-Medaille 2000 für herausragende Bildungssoftware ausgezeichnete  »Computerkolleg Musik«. Seit 1996 veranstaltete er regelmäßig virtuelle Seminare und konzipierte das Online-Verlagsprojekt »epOS-Music«. Als Mitglied in verschiedenen Ausschüssen und Arbeitskreisen sowie als Gutachter für verschiedene Wissenschaftsorganisationen war er beratend bei Forschungsprojekten in der Musikwissenschaft tätig.

Von 1991 bis 2001 war Enders Initiator und Programmdirektor des internationalen Musikfestivals »KlangArt« in Osnabrück. Die Gesamtveranstaltung bestand aus dem eigentlichen Festival mit Konzertveranstaltungen, dem wissenschaftlichen Kongress »Neue Musiktechnologie« an der Universität und der Fachausstellung MusiTec. Die rasante Entwicklung der Digitalisierung von Kommunikations-, Medien- und Instrumententechnologien wurde mit ihren kulturellen Folgen in wissenschaftlicher, künstlerischer und pädagogischer Hinsicht untersucht. Internationale Künstler wie Karlheinz Stockhausen, John Cale und Klaus Doldinger und namhafte  Wissenschaftler wurden engagiert, aber auch junge Talente mit Auftragskompositionen gefördert. Durch seine Begeisterung regte er viele Studierende, Doktoranden und Habilitanten zur wissenschaftlichen, pädagogischen und künstlerischen Auseinandersetzung mit musiktechnologischen, akustischen und psychologischen Themen an, schreiben die Autoren der Festschrift. »Er war für die Nachwuchswissenschaftler ein wichtiger Impulsgeber und gehörte zu den Musikwissenschaftlern, die einen Paradigmenwechsel in der Fachdisziplin forderten, um den Blick stärker auf aktuelle und zukunftsrelevante Forschungsprojekte zu richten.«

Zur musikalisch umrahmten Verabschiedung werden Prof. Dr. May-Britt Kallenrode, Vizepräsidentin für Forschung und Nachwuchsförderung, Prof. Dr. Dietrich Helms, Prodekan des Fachbereichs Erziehungs- und Kulturwissenschaften, apl. Prof. Dr. Stefan Hanheide, Direktor des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik sowie Dr. Tobias Wollermann als Vertreter der ehemaligen Studierenden und Doktoranden  Grußworte sprechen. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Wolfgang Auhagen vom Institut für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zu dem Thema »Der musikalische Schaffensprozess im Lichte der Kreativitäts- und Expertiseforschung«.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Dietrich Helms, Universität Osnabrück
Prodekan Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften
Neuer Graben 29/Schloss, 49074 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4510
E-Mail: dietrich.helms@uni-osnabrueck.de