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Pressemeldung

Nr. 45 / 2015

11. Februar 2015 : Der unwahrscheinliche Erfolg

Eine Studie der Universität Osnabrück analysiert Aufstiegs- und Berufskarrieren von heute sehr erfolgreichen Kindern aus Einwandererfamilien aus der Türkei. In einem Fachgespräch wurden nun die Ergebnisse der von der Stiftung Mercator geförderten Studie der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeigen, dass dieser Aufstiegserfolg in den allermeisten Fällen gegen eine Vielzahl von Widerständen erlangt wurde.

Was sind die Hindernisse, die Männern und Frauen aus Einwandererfamilien den sozialen Aufstieg in der Bundesrepublik erschweren? Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts »Pathways to Success« wurden in Deutschland Antworten auf diese Frage gesucht. Dafür wurden mehr als siebzig Interviews mit Nachkommen türkeistämmiger Einwanderer durchgeführt, die erfolgreiche Bildungs- und Berufskarrieren erreicht haben und heute als Lehrkräfte, Juristinnen bzw. Juristen oder in leitenden Positionen in der Wirtschaft und der Öffentlichen Verwaltung tätig sind. 

»Die Befragten haben nicht nur so gut wie keine ihren Fähigkeiten entsprechende Förderung erhalten, sie wurden auch in der Schule, im Studium und beim Einstieg in den Beruf immer wieder mit Stereotypen oder gar diskriminierenden Vorurteilen konfrontiert«, so der Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück (IMIS), Prof. Dr. Andreas Pott. Neben Prof. Pott als Projektleiter haben Dr. Jens Schneider und Christine Lang die Studie in Deutschland durchgeführt. Sie verdeutlicht, dass diese erfolgreichen türkeistämmigen Frauen und Männer heute als Pioniere nicht nur Vorbildcharakter für andere Kinder aus Einwandererfamilien haben. »Ihre Aufstiege haben vielmehr auch das Potenzial, der demografischen „Normalität der Vielfalt" auch in den beruflichen Feldern zum Durchbruch zu verhelfen, in denen sich die Vielfalt der Bevölkerung noch in keiner Weise widerspiegelt«, so Dr. Schneider.

Bei dem Fachgespräch, das in Kooperation mit dem Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) am 11. Februar in Berlin durchgeführt wurde, standen auch die Konsequenzen, insbesondere für den Öffentlichen Dienst, im Mittelpunkt. In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus der Praxis wurden vor allem die Vorteile einer weit reichenden Öffnung von Ämtern und Behörden für Personen mit Migrationshintergrund thematisiert. Auf dem Podium saßen unter anderem Martin Gerlach von der Türkischen Gemeinde Deutschland, Andreas Germershausen, Referatsleiter bei der Berliner Beauftragten für Integration und Migration, Sibylle Röseler, aus dem Stab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, sowie Norbert Seitz, Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern.

Auch zwei Teilnehmende der Studie waren an der Diskussion beteiligt, Dr. Hanife Altýnsoy, Amtsrichterin in Berlin, und Ali Arslan, Referent im Bundesministerium für Bildung und Forschung. »In der Öffentlichen Verwaltung sind solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch unterrepräsentiert, vor allem im höheren Dienst und in Leitungsfunktionen. Hier besteht noch erheblicher Nachholbedarf, denn eigentlich könnte man erwarten, dass der Öffentliche Dienst eher mit gutem Beispiel vorangeht«, so Christine Lang.  

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Andreas Pott, Universität Osnabrück
Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19a/b, D-49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4384
andreas.pott@uni-osnabrueck.de