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Pressemeldung

Nr. 102 / 2015

21. April 2015 : Chinesisches Recht im Fokus: Universität richtet Stiftungsprofessur als Keimzelle für neues Forschungscenter ein

Mit Beginn dieses Sommersemesters startet der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Georg Michael Gesk seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Osnabrück. Die mit ihm besetzte Stiftungsprofessur für chinesisches Recht wird für fünf Jahre von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur finanziert.

Sie ist zugleich die Keimzelle für ein interdisziplinär ausgerichtetes »Center for International Research on Chinese Law and Economics« (CIRCLE), das zurzeit an der Universität errichtet wird.

Zum Hintergrund: China erlangt als weltweiter Handelspartner auch für die EU zunehmend an Gewicht. Damit eng verbunden wächst zugleich die Bedeutung des unionseuropäischen Rechts für den gesamten asiatischen Raum. Bislang jedoch ist die Erforschung des chinesischen Rechts an deutschen Universitäten kaum verbreitet.

Gesk, Jahrgang 1963, kann mit einem außergewöhnlichen Werdegang aufwarten: Als erster westlicher Ausländer erwarb er 1993 einen Bachelor of Law an der National Taiwan University, die als beste akademische Institution Taiwans gilt. Dort wurde er aufgrund ausgezeichneter Leistungen direkt aus dem Magister- ins Promotionsprogramm übernommen. Zuletzt hatte Gesk eine Vollprofessur für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Hsuan Chuang University inne, daneben unterrichtete er an der National Taiwan University sowie an der Freien Universität Berlin.

»Diese Erfahrungen, die das chinesische Recht in seiner gesamten Breite abdecken, und die in Forschung und Lehre Rechtsvergleichung mit intra- und interdisziplinären Ansätzen verbinden, würde ich gerne in Osnabrück einbringen«, sagt Gesk im Vorausblick auf seine Tätigkeit in der Friedensstadt. »Schwerpunkte einer zukünftigen Forschungsarbeit ergeben sich aus den Schnittstellen mit bestehenden Institutionen in Osnabrück – wie europäisches Recht, Strafrecht und Wirtschaftswissenschaften – mit meinen eigenen Interessenschwerpunkten Rechtsentwicklung und Rechtsrezeption, Rechtspolitik, internationalem und nationalem Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Verfahrensrecht.«  

Die vor zwei Jahren gegründete Sievert-Stiftung möchte unter anderem die Entwicklungspotenziale von Universität und Hochschule Osnabrück stärken und wissenschaftliche Projekte fördern. Der Stiftungsvorstandsvorsitzende, Honorarprofessor Dr. Hans-Wolf Sievert, sieht in der Einrichtung der Stiftungsprofessur auch eine Möglichkeit, dringend benötigte wirtschaftsrechtliche Kenntnisse, die für den Handel mit China unabdingbar sind, direkt vor Ort an künftige Juristen weiterzugeben: »Aufgrund meiner jahrzehntelangen China-Erfahrung ist mir bewusst, dass wir nicht umhin kommen, die rechtwissenschaftlichen Besonderheiten dieses Landes näher zu studieren, wenn wir die wirtschaftlichen Beziehungen vertiefen wollen.«

Dass darüber hinaus die Einrichtung eines solchen Zentrums zugleich auch der weiteren Profilierung der Universität Osnabrück dient, macht Präsident Prof. Dr. Wolfgang Lücke deutlich: »Wir haben hier mit unseren bisherigen Schwerpunkten in der rechtswissenschaftlichen Forschung und Lehre ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Der wissenschaftliche Ansatz des CIRCLE fügt sich in diese bereits bestehenden Einrichtungen nahtlos ein und hilft, das internationale Ansehen unserer Universität weiter zu steigern.« 

Ziel des CIRCLE ist es, alle Rechtsgebiete unter einem institutionellen Dach zu vereinen und unter Einbeziehung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften einen Schwerpunkt im Wirtschaftsrecht zu verfolgen. »Das Institut soll zu einer der führenden Forschungs- und Lehreinrichtungen in Deutschland werden, die sich mit dem Recht in China interdisziplinär beschäftigt«, erklärt der Rechtswissenschaftler und Initiator des Centers, Prof. Dr. Arndt Sinn.

Neben der Forschung ist ein wichtiges Ziel innerhalb der Lehre die Vermittlung fachsprachlicher Kompetenz. Im Zentrum des Instituts soll die Sievert-Stiftungsprofessur stehen, die Prof. Dr. Michael Gesk nun innehat. Seine Aufgabe werde es auch sein, Studierenden eine Einführung in das chinesische Recht zu geben, um sie auf eine praktische Tätigkeit im chinesischen Raum vorzubereiten wie Prof. Sinn deutlich macht. Insofern verstehe sich das CIRCLE als Forschungs- und Lehreinrichtung, die unter anderem den wichtigen Wissenschaftsaustausch vorantreiben will: »Das bedeutet die Schaffung von Stabilität für Wirtschaft und Gesellschaft in einem immer enger zusammenwachsenden Wirtschafts- und Lebensraum sowie die Sicherung gemeinsamer menschenrechtlicher Grundstandards. So begründet sich auch die interdisziplinäre Zusammensetzung des CIRCLE«, so Prof. Sinn.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Arndt Sinn, Universität Osnabrück
Fachbereich Rechtswissenschaften
Heger-Tor-Wall 14, 49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 6135
arndt.sinn@uni-osnabrueck.de