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Pressemeldung

Nr. 336 / 2008

28. November 2008 : »Wir sind keine Methusalems« - Uni Osnabrück: Sozialwissenschaftler Prof. Dieter Otten präsentiert zu seinem Abschied »Die 50+ Studie« auf dem Roten Sofa des Theaters am Domhof

Schon bald wird mehr als die Hälfte der Deutschen über 50 Jahre alt sein und Deutschland unausweichlich zur Republik der Älteren. »Aber Menschen zwischen 50 und 70 Jahren sind heute keine Methusalems, keine Alten im Sinne des Klischees. Sie sind vielmehr gesund, fit, sexuell aktiv, partnerschaftlich motiviert, finanziell abgesichert und politisch engagiert«, sagt Dr. Dieter Otten (64), Professor für Soziologie an der Universität Osnabrück. Seit Mitte der 80er Jahre hat er sich mit dem Thema Alter und Gesellschaft beschäftigt. Jetzt verabschiedet er sich mit der Präsentation seiner soeben erschienenen »50+ Studie« am Montag, 1. Dezember auf dem Roten Sofa im Osnabrücker Theater am Domhof in den Ruhestand. Die öffentliche Abschiedsvorlesung beginnt um 19.30 Uhr.

Schon bald wird mehr als die Hälfte der Deutschen über 50 Jahre alt sein und Deutschland unausweichlich zur Republik der Älteren. »Aber Menschen zwischen 50 und 70 Jahren sind heute keine Methusalems, keine Alten im Sinne des Klischees. Sie sind vielmehr gesund, fit, sexuell aktiv, partnerschaftlich motiviert, finanziell abgesichert und politisch engagiert«, sagt Dr. Dieter Otten (64), Professor für Soziologie an der Universität Osnabrück. Seit Mitte der 80er Jahre hat er sich mit dem Thema Alter und Gesellschaft beschäftigt. Jetzt verabschiedet er sich mit der Präsentation seiner soeben erschienenen »50+ Studie« am Montag, 1. Dezember auf dem Roten Sofa im Osnabrücker Theater am Domhof in den Ruhestand. Die öffentliche Abschiedsvorlesung beginnt um 19.30 Uhr.

Geboren 1944 bombenkriegsbedingt im idyllischen Eltville am Rhein, wuchs Otten im Ruhrgebiet auf. 1963 machte er in Wreden sein Abitur und begann im selben Jahr sein Studium in Göttingen. Dabei hatte er stets mehr als ein Thema im Blick, studierte Theologie, Philosophie, Soziologie und Mathematik. Es folgten Studienortswechsel nach Münster und Bielefeld. Otten: »Dass ich im Weichbild einer Zeche aufwuchs, hatte wohl Folgen: meine Themen kreisen seither um Technik und Gesellschaftspolitik, um das große Begriffspaar des Marxismus, Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse.«

Er begann mit Arbeiten zum »Gesellschaftsbild der Ingenieure« und beschäftigte sich intensiv mit der kritischen Weiterentwicklung der Marxschen Theorie. In den 70er und 80er Jahren wurde aus dem Projekt »Geschichte der Produktivkräfte« ein Grundlagenwerk über die Wurzeln der Moderne in Europa (»Welt der Industrie«, 1984).

Die Studentenbewegung mündete in der Hochschulreform. »Das Ziel sollte eine politisch verantwortliche, radikal kritische Wissenschaft und ebenso gesinnte Wissenschaftler sein«, resümiert der Osnabrücker Sozialwissenschaftler. In den frühen 70er Jahren maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes der einphasigen Lehrerausbildung und der Universitätsreform beteiligt, kam er 1974 an die Universität Osnabrück. »Doch der Veränderungswiderstand in einem föderal zersplitterten, politisch so zerrissenen Land war zu groß«, so der Hochschulprofessor zu der einphasigen Lehrerausbildung. »Die Osnabrücker Reform scheiterte.«

»Ich habe in der Fach-Wissenschaft nie mein einziges Betätigungsfeld gesehen«, gesteht Otten. So erstellte er unter anderem mit dem Bertelsmann-Konzern Wissenssysteme für die Online-Nutzung. Gleichzeitig entwickelte er mit Mitarbeitern neue Formen der computerbasierten Sozialforschung. »In der Umbruchphase der deutschen Einheit erforschten wir mit diesen Instrumenten empirisch den Zeitgeist der Vereinigung.« Sein publizistisches Interesse galt auch dem gesellschaftlichen Konflikt auseinander laufender Geschlechter (Monographie »MännerVersagen«, 2002).

1984 kandidierte er für das Europäische Parlament, war Ende der 80er Jahre Chairman der Hamburger Weltklimakonferenz, wurde Geschäftsführer des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen und später wissenschaftlicher Berater des Multimedia-Versuchs Info-City NRW. 1999 entstand das »Projekt Internetwahlen«, das er mit den Studierenden der Universität Osnabrück aus der Taufe hob. »Mit dem Projekt haben wir eine funktionierende Software zum Wählen mit dem Internet entwickelt, erstmals empirisch das Briefwählerverhalten erforscht, und die Grundlagen für eine politiksoziologische Beurteilung der Wahlverfahrensreform geliefert.«

2007/2008 realisierte Otten mit Studierenden die Idee eines Internet Langzeit-Panels für die »Jungen Alten«. »Die 50+ Studie«, deren erste überraschende Ergebnisse jetzt vorliegen, wird in Zusammenarbeit mit KarstadtQuelle Versicherungen fortgesetzt.

»Prof. Otten war als Wissenschaftler und Kollege stets für eine Überraschung gut. Dieses Überraschungspotential in jedem Sinne wird nicht so schnell zu ersetzen sein«, so Prof. Dr. Michael Bommes, Dekan des Fachbereiches Sozialwissenschaften.