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Pressemeldung

Nr. 155 / 2008

26. Mai 2008 : Wie sozial verhalten sich Termiten? - Universität Osnabrück: Neues Forschungsprojekt in der Verhaltensbiologie

Ziel eines neuen Projektes an der Universität Osnabrück ist es, Konflikte und Konfliktlösungsmechanismen bei diploiden sozialen Organismen, also Organismen mit einem zweifachen Chromosomensatz, zu untersuchen, wobei Termiten als Modellsystem dienen.

Soziale Insektengemeinschaften sind der Inbegriff von Kooperation und Altruismus. »Individuen verzichten auf eigene Nachkommen und opfern sich zum Wohle ihrer Kolonie, weil sie dadurch den Fortpflanzungserfolg von Verwandten steigern können«, so die Verhaltensbiologin Prof. Dr. Judith Korb von der Universität Osnabrück. Jüngere Untersuchungen an sozialen Hymenopteren (Ameisen und einige Bienen und Wespen) haben allerdings auch gezeigt, dass es häufig zu Konflikten zwischen Koloniemitgliedern kommt und Zwänge und Manipulation wichtige Mechanismen zur Unterdrückung der Konflikte und Aufrechterhaltung der Kooperation sind. Dabei scheinen zahlreiche der Konflikte durch das besondere Geschlechtsbestimmungssystem der Hymenopteren, die Haplodiploidie, bedingt. Ziel eines neuen Projektes an der Universität Osnabrück ist es, Konflikte und Konfliktlösungsmechanismen bei diploiden sozialen Organismen, also Organismen mit einem zweifachen Chromosomensatz, zu untersuchen, wobei Termiten als Modellsystem dienen.

Damit soll für diploide Organismen, zu denen der Großteil aller höheren Organismen einschließlich des Menschen gehört, aufgezeigt werden, wie weitverbreitet Konflikte sind und ob Kooperation auch dort durch Zwang und Manipulation aufrechterhalten wird. »Dies kann einen wichtigen Betrag dazu liefern, Konflikte in menschlichen Gesellschaften besser zu verstehen«, so Korb, die seit dem 1. April 2008 den Lehrstuhl für Verhaltensbiologie an der Universität Osnabrück inne hat. Die Wissenschaftlerin, die unter anderem in Würzburg studierte und als PostDoc in Australien forschte, befasst sich seit längerem unter anderem mit der Evolution von Kooperation.

Im Einzelnen untersuchen die Wissenschaftler mit Hilfe gezielter Experimente Verhaltenssituationen, die in der Natur häufig auftreten und bei denen es zu Konflikten in den Termitengemeinschaften kommen sollte. Verhaltensbeobachtungen, genetische Verwandtschaftsanalysen und chemische Analysen zur Kommunikation der Termiten sollen helfen, Konflikte und Konfliktlösungsmechanismen aufzuzeigen. Prof. Korb: »Die untersuchte Trockenholztermite eignet sich besonders gut für diese Forschungen, da sie in den letzten Jahren von uns als Termiten-Modellsystem für Kooperation etabliert wurde, für das wir die wichtigen Umweltfaktoren, die Kooperation begünstigen, auch im Freiland sehr gut kennen.«

Weitere Informationen

Prof. Dr. Judith Korb, Universität Osnabrück,
Fachbereich Biologie/Chemie,
Barbarastraße 11, D-49069 Osnabrück,
Telefon: +49 541 969 2830, Fax: +49 541 969 2862
judith.korb@biologie.uni-osnabrueck.de