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Pressemeldung

Nr. 172 / 2006

23. Juni 2006 : Veröffentlichung in »Science«: Transport unter Hochspannung - Biologe der Uni Osnabrück erforschte mit Kollegen den Protein-Import in Mitochondrien

Mitochondrien sind die Kraftwerke aller tierischer und menschlicher Zellen. »Sie wandeln in der so genannten Atmungskette die Energie aus der Nahrung in kleine universelle Energiepakete um, mit denen nahezu alle zellulären Prozesse versorgt werden«, erklärt der Biologe apl. Prof. Dr. Richard Wagner von der Universität Osnabrück. Darüber hinaus ist es ihre Aufgabe, zugleich eine Vielzahl von geladenen und ungeladenen Molekülen zu transportieren. Wie das international angesehene Wissenschaftsmagazin »Science« in seiner Juni-Ausgabe berichtet, ist es Wissenschaftlern in der Arbeitsgruppe von Wagner zusammen mit dem Team von Prof. Dr. Nikolaus Pfanner der Universität Freiburg gelungen aufzuklären, wie dieser komplizierte Transport bewerkstelligt wird, ohne dass es dabei zu elektrischen Kurzschlüssen kommt.

Mitochondrien sind die Kraftwerke aller tierischer und menschlicher Zellen. »Sie wandeln in der so genannten Atmungskette die Energie aus der Nahrung in kleine universelle Energiepakete um, mit denen nahezu alle zellulären Prozesse versorgt werden«, erklärt der Biologe apl. Prof. Dr. Richard Wagner von der Universität Osnabrück. Für diese Energieumwandlung müssen die Mitochondrien permanent eine vergleichsweise sehr große elektrische Spannung über die innere Membran aufrechterhalten. Darüber hinaus ist es ihre Aufgabe, zugleich eine Vielzahl von geladenen und ungeladenen Molekülen zu transportieren. Ein besonderes Problem stellt dabei der Transport sehr großer, geladener Proteinmoleküle dar. Wie das international angesehene Wissenschaftsmagazin »Science« in seiner Juni-Ausgabe berichtet, ist es Wissenschaftlern in der Arbeitsgruppe von Wagner zusammen mit dem Team von Prof. Dr. Nikolaus Pfanner der Universität Freiburg gelungen aufzuklären, wie dieser komplizierte Transport bewerkstelligt wird, ohne dass es dabei zu elektrischen Kurzschlüssen kommt.

Die Zeitschrift gilt als eine der zwei weltweit wichtigsten Publikationen für Naturwissenschaften. Vor jeder Veröffentlichung prüft eine Team, dem unter anderen Nobelpreisträger angehören, die allgemeine Relevanz und wissenschaftliche Signifikanz der Ergebnisse. Weniger als zehn Prozent der eingereichten Artikel werden daher nach dieser strengen Begutachtung zur Publikation angenommen. In dem Artikel von Michael Meinecke und anderen aus der Arbeitsgruppe Wagners und seinen Freiburger Kollegen geht es um die Fähigkeit der Mitochondrien, unter Aufrechterhaltung extrem hoher elektrischer Feldstärken mehrfach geladene große Proteinmoleküle so über die Membran zu transportieren, dass keine Leckströme bis zu 100.000fach kleinerer Ionen auftreten.

»Kommt es zu Kurzschlüssen über die Membran der zellulären Kraftwerke, wird eine Signalkaskade in Gang gesetzt, die zum Zelltod führt. Die innere Mitochondrienmembran wirkt dabei als extrem effizienter Isolator, der Feldstärken von ca. 1.000 000 Volt pro Zentimeter aufrecht erhalten kann«, erklärt Wagner. In der Luft springt der Funke bei Feldstärken von ca. 10.000 Volt pro Zentimeter über, was zu einem Kurzschluss führt. Wagner: »Kurzschlüsse sind deshalb in den Zellen ausgeschlossen, weil die Natur im Verlaufe der Evolution eine extrem effektive Transportmaschinerie für den lebensnotwendigen Import von Proteinen in die Mitochondrien entwickelt hat.«

Diese neuen Ergebnisse, sowie die gemeinsamen Arbeiten der Osnabrücker und Freiburger Arbeitsgruppen, die bereits in der Vergangenheit in den international renommierten Zeitschriften »Nature« und »Science« publiziert wurden, erlauben ein sehr detailliertes Bild über den lebensnotwendigen Import von Proteinen in die Mitochondrien zu gewinnen. Laut Wagner ergeben sich daraus weitreichende Folgerungen: »So wird es zum Beispiel möglich zu erklären, unter welchen Bedingungen der programmierte Zelltod, die so genannte Apoptose, eingeleitet wird. Die gezielte Auslösung der Apoptose ist wiederum eine der erfolgversprechenden künftigen therapeutischen Ansätze bei der Krebsbekämpfung.

Weitere Informationen

apl. Prof. Dr. Richard Wagner, Universität Osnabrück,
Fachbereich Biologie/Chemie,
Barbarastraße .13, 49069 Osnabrück,
Tel: +49 541 969 2398, Fax: +49 541 969 2243,
wagner@biologie.uni-osnabrueck.de