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Pressemeldung

Nr. 233 / 2009

30. Juni 2009 : Tatort Tuch - Uni Osnabrück lud zu faszinierendem Vortrag über Turiner Grabtuch

Um aus Spuren einen Tathergang rekonstruieren zu können, ist kriminologisches Vorgehen erforderlich. Auch in der Erforschung des Turiner Grabtuches, der Sindonologie, geht es unter anderem darum, eine möglichst lückenlose Indizienkette zu erstellen, um Alter und Echtheit dieses bedeutenden christlichen Artefaktes zu ermitteln. In einem Vortrag konnten die Zuhörer an der Universität Osnabrück vor Kurzem von Dr. Mechthild Flury-Lemberg aus erster Hand erfahren, welchen Beitrag die Textilgeschichte zur Aufklärung dieses rätselhaften Falles leistet.

Um aus Spuren einen Tathergang rekonstruieren zu können, ist kriminologisches Vorgehen erforderlich. Auch in der Erforschung des Turiner Grabtuches, der Sindonologie, geht es unter anderem darum, eine möglichst lückenlose Indizienkette zu erstellen, um Alter und Echtheit dieses bedeutenden christlichen Artefaktes zu ermitteln. In einem Vortrag konnten die Zuhörer an der Universität Osnabrück vor Kurzem von Dr. Mechthild Flury-Lemberg aus erster Hand erfahren, welchen Beitrag die Textilgeschichte zur Aufklärung dieses rätselhaften Falles leistet. Die gut besuchte Veranstaltung hatten die Fächer Textiles Gestalten und Katholische Theologie organisiert.

Der renommierten Textilhistorikerin und Restauratorin Mechthild Flury-Lemberg wurde das seltene Privileg zuteil, das Grabtuch im Original selbst sehen und berühren zu dürfen. Mit einer Assistentin führte Flury-Lemberg 2002 Konservierungsmaßnahmen an dieser ebenso umstrittenen wie bedeutenden historischen Textilie aus, deren Echtheit immer wieder bezweifelt worden ist.

Zum Hintergrund: In seiner wechselvollen Geschichte ist das Tuch mehrfach mit verschiedenen Substanzen kontaminiert worden. Von hoher Brisanz ist daher die große Menge der Brandrückstände des Brandes von 1532 in der Kapelle von Chambéry, die zwischen den von den Clarissinnen eingesetzten Stofflagen eingeschlossen waren und die Flury-Lemberg entdeckte. Frühere Radiokarbondatierungen des Gewebes können daher nach Meinung der Textilkonservatorin nicht korrekt sein und die Behauptungen entkräften, die »Sindone« sei eine mittelalterliche Fälschung. Auch andere textile Indizien widersprächen einer frühen Datierung des Grabtuchs in das erste Jahrhundert n. Chr. nicht, so Flury-Lemberg. Etwa wiesen die aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. datierenden Gewebefunde der Festung Masada eine dem Grabtuch vergleichbare Bindung und Nahtform auf.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Bärbel Schmidt, Universität Osnabrück,
Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften,
Seminarstraße 33, 49074 Osnabrück,
Telefon: +49 541 969 4217, Fax: +49 541 969 4887,
baerbel.schmidt@uni-osnabrueck.de