Hauptinhalt

Topinformationen

Pressemeldung

Nr. 279 / 2009

31. August 2009 : Studierende forschen über NS-Literatur - Universität Osnabrück veröffentlicht Gemeinschaftsband über »Dichter des Dritten Reiches«

Eine Novität an der Universität Osnabrück: Acht, inzwischen ehemalige, Studentinnen und Studenten und ein Doktorand, publizieren unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Dr. Rolf Düsterberg Extrakte ihrer Abschlussarbeiten. Titel der Sammlung: »Dichter für das ‚Dritte Reich’ – Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie« (Bielefeld, 2009). »Die Aufsätze sind das beachtliche Resultat erster eigenständiger Forschungsarbeit«, lobt Düsterberg seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. »Sie beinhalten neues und kritisch erarbeitetes Wissen, das in intensiven Recherchen aus unpubliziertem Nachlass- und Archivmaterial gewonnen wurde.«

Eine Novität an der Universität Osnabrück: Acht, inzwischen ehemalige, Studentinnen und Studenten und ein Doktorand, publizieren unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Dr. Rolf Düsterberg Extrakte ihrer Abschlussarbeiten. Titel der Sammlung: »Dichter für das ‚Dritte Reich’ – Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie« (Bielefeld, 2009). »Die Aufsätze sind das beachtliche Resultat erster eigenständiger Forschungsarbeit«, lobt Düsterberg seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. »Sie beinhalten neues und kritisch erarbeitetes Wissen, das in intensiven Recherchen aus unpubliziertem Nachlass- und Archivmaterial gewonnen wurde.«

Das »Dritte Reich« wurde nicht nur von Politikern, Militärs und Industriellen unterstützt und etabliert. Auch Schriftsteller leisteten ihren Beitrag dazu. Die nationalsozialistische Kultur- und Literaturpolitik setzte vor allem auf Autoren, die sich dem konservativ-nationalen Milieu zugehörig fühlten. Denn die Literatur, wie die anderen Künste auch, sollte als »Waffe der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzung« dienen, so Dietrich Strothmann in seinem 1985 erschienen Werk »Nationalsozialistische Literaturpolitik«. Themen der NS-Literatur waren vor allem die Idealisierung von Bauerntum und Volksgemeinschaft, Kriegs- und Heldendarstellungen, sowie die »Blut-und-Boden«-Ideologie.

Typische literarische Gattungen der Massenliteratur, die diese Elemente aufgriffen, waren der völkische Bauernroman und der historische Roman. Formal zeichnen sich die Werke durch einen auktorialen Erzählstil, die Verwendung von Archetypen, sowie eine stereotype Unterscheidung von »Freund« und »Feind« aus.

Die Studierenden Kathrin Peters, Uwe Hirschauer, Julia Liebich, Steffen Elbing, Marc-Wilhelm Kohfink, Sonja Gevers, Stefan Hüpping, Jan Bartels, Janin Egbers befassten sich in ihrem Arbeiten mit Schriftstellern wie Hermann Burte, Artur Dinter und Gerhard Schumann. Der Text über Hanns Johst wurde von Düsterberg selbst verfasst. Die Zusammenarbeit ist insofern einmalig, als die Studenten alle unter ihrem eigenen Namen aufgeführt werden und aktiv an der Forschung zu einem in der Wissenschaft kaum beachteten Aspekt deutscher Literaturgeschichte beteiligt sind. Das wirkt sich natürlich motivationsfördernd auf das Studium insgesamt aus: sechs von neun Autoren arbeiten derzeit an ihrer Promotion.

Die vorgestellten Schriftsteller waren für das »Dritte Reich« von großer Bedeutung, sei es als Parteifunktionär, sei es als kulturelle Mittäter. Die Studenten konnten aus einer von Prof. Düsterberg erstellten Liste mit über 100 Autoren auswählen. »Daher handelt es sich bei den Dichterporträts um eine eher zufällige Zusammenstellung«, so Düsterberg. Dennoch erfüllen alle die zwei wesentlichen Kriterien: sie bzw. ihre Werke wurden von der NS-Propaganda unterstützt und instrumentalisiert, und sie zeigten ein offenes und freiwilliges Bekenntnis zum Reich Hitlers. Nach 1945 musste sich kaum einer juristisch verantworten, literarisch gelang es ihnen jedoch nicht mehr, Fuß zu fassen.

Düsterberg, geboren 1956, promovierte in Neuer deutscher Literatur sowie in Neuester Geschichte. Er ist Dozent für germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück, seine Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Literatur der Moderne/des Naturalismus, Empirische Literaturwissenschaft, Deutsche Kriegsliteratur zum Zweiten Weltkrieg sowie Völkische und NS-Literatur. Er bietet seit dem Sommersemester 2006 regelmäßig das Kolloquium Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie im »Dritten Reich« an. »Eine Fortsetzung der Reihe ist schon in Planung, im nächsten Band werden wahrscheinlich auch NS-Autorinnen Eingang finden«, so Düsterberg.

Weitere Informationen

apl. Prof. Dr. Dr. Rolf Düsterberg, Universität Osnabrück,
Institut für Germanistik / Neuere Deutsche Literatur,
Neuer Graben 40, 49069 Osnabrück,
Telefon +49 541 969 4085
rduester@uni-osnabrueck.de