Hauptinhalt

Topinformationen

Pressemeldung

Nr. 54 / 2007

27. Februar 2007 : Strategien zur Überwindung von Gewalt gegen Frauen - Uni Osnabrück: Prof. Hagemann-White referiert im Vorfeld des Weltfrauentages vor UN-Kommission in New York

Seit der Weltfrauenkonferenz in Peking wird Gewalt gegen Frauen weltweit als eine Frage der Verletzung von Menschenrechten diskutiert. Die Europäische Union fördert eine breitangelegte Forschungskooperation, die diese Sichtweise auf alltägliche Übergriffe erweitert. An der Universität Osnabrück wird das Netzwerk »Co-ordination Action on Human Rights Violations« (CAHRV) koordiniert, an dem 22 Partnerorganisationen aus 14 europäischen Ländern mitarbeiten. Die Projektleiterin, Prof. Dr. Carol Hagemann-White, ist nun von den Vereinten Nationen eingeladen worden, als Expertin im Vorfeld des Weltfrauentages (8. März) an der 51. Sitzung der »UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau« teilzunehmen. Sie spricht am Donnerstag, 1. März in New York über die Entwicklung neuer Praxisansätze zur Überwindung von Gewalt gegen Frauen mit Beispielen aus den 46 Ländern des Europarates.

Hagemann-White wird in ihrem Vortrag die in Europa unterschiedlichen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen herausstellen und ausführen, wie diese sich auf Interventionsstrategien und Präventionsmaßnahmen auswirken. Während Österreich und Deutschland zum Beispiel den Schutz und die Stärkung der betroffenen Frauen vorrangig ausbauen (»Gewaltschutzgesetz«), legt die Politik in Großbritannien vor allem Wert darauf, dass gewalttätige Männer schnell und wirksam bestraft werden. Spanien will mit einem umfassenden neuen Gesetz beides erreichen und weitere Maßnahmen wie »Täterprogramme« damit zu verbinden.

»Wichtig ist es nunmehr, dass alle beteiligten Institutionen - wie Polizei und Gerichte - systematisch relevante Daten ausweisen, und dass die neuen Maßnahmen auch fortlaufend evaluiert werden. Es kommt darauf an, dass sich wirklich etwas ändert«, so die Osnabrücker Wissenschaftlerin. Die neuen Mitgliedsländer im europäischen Verbund können zudem aus den bisherigen Erfahrungen lernen.

Gewalt sei nicht nur eine Bedrohung für die körperliche und psychische Gesundheit der Gewaltopfer, sondern darüber hinaus eine Verletzung des Rechts auf Leben, Sicherheit, Freiheit und Würde. Deswegen sei jeder Staat in der Pflicht, wirksam dagegen vorzugehen. Vergewaltigung in der Ehe werde zwar inzwischen in nahezu allen europäischen Ländern unter Strafe gestellt, doch nur selten strafrechtlich verfolgt. Ähnlich sei es bei häuslicher Gewalt, die allzu häufig im Privaten belassen werde.

»Europaweit wächst ein Bewusstsein, dass die Überwindung von Gewalt im Geschlechterverhältnis eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft ist und nachhaltige Anstrengungen erfordert«, so Hagemann-White. » Es gibt keine einfache und schnelle Patentlösung. Kooperation zwischen Institutionen und Einrichtungen ist grundlegend wichtig. Erst ein gut abgestimmtes Netzwerk von Maßnahmen kann ein vernünftiges Verhältnis von Schutz und Strafe sichern.«

Weitere Informationen

Prof. Dr. Carol Hagemann-White,
Universität Osnabrück,
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften,
Allgemeine Pädagogik / Frauenforschung,
Heger-Tor-Wall 9, D-49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969-4557; Fax: +49 541 969-4561
chageman@uni-osnabrueck.de