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Pressemeldung

Nr. 68 / 2007

19. März 2007 : Islamische Religionspädagogik startet an der Uni Osnabrück - Ministerium genehmigt einen in dieser Form bundesweit einmaligen Master-Studiengang zum Wintersemester 2007/2008

Die bildungspolitischen Signale des Landes Niedersachsen sind deutlich: An Grund-, Haupt- und Realschulen wird das Fach »Religion« für Kinder von Familien, die sich zum Islam bekennen, bald ebenso auf dem Stundenplan stehen wie für ihre evangelischen und katholischen Mitschüler. Die Universität Osnabrück hat in diesem neuen Feld der Lehrerbildung die Initiative ergriffen und nun eine Zusage des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur erhalten, einen Master-Studiengang »Islamische Religionspädagogik« als Erweiterungsfach für das Lehramtsstudium zum Wintersemester 2007/2008 einzurichten. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann: »Ich freue mich, dass mit diesem Studienangebot auch dem politischen Interesse des Landes Rechnung getragen wird und die Universität Osnabrück jetzt mit diesem Studiengang an den Start geht.«

Bundesweit einmalig ist die frühzeitige Einbindung islamischer Verbände in die Planung des Studiengangs. »Es ist der erste Studiengang an einer deutschen Universität, in dem die religiös-ethische Erziehung von Muslimen an öffentlichen Schulen angehenden muslimischen Religionslehrern im Sinne der Normen des Grundgesetzes vermittelt werden wird«, so Prof. Dr. Thomas Vogtherr, Vizepräsident für Studium und Lehre.

Der Bedarf an Religionspädagogen ist enorm. Bundesweit gibt es 750.000, allein in Niedersachsen mehr als 40.000 muslimische Schülerinnen und Schüler. »Die Universität Osnabrück übernimmt mit Einführung dieses Master-Studiengangs Islamische Religionspädagogik eine hochschul- und kulturpolitische Vorreiterrolle«, erklärt Präsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger. Dies ist auch kürzlich bei der Vorstellung des neuen Studienganges vor dem »Runden Tisch Islam« im Niedersächsischen Kultusministerium ausdrücklich anerkannt worden.

Bereits vor drei Jahren begann unter Federführung der Universität Osnabrück ein einzigartiges Bund-Länder-Projekt, in dem Lehrerinnen und Lehrer, die muslimische Schüler in ihrer Religion unterrichten wollen, durch ein Fernstudium weitergebildet wurden. Die ersten 24 Absolventen bekamen vor kurzem ihre Abschlussurkunde. »Die positiven Erfahrungen und bundesweite Resonanz auf das Weiterbildungsprogramm haben uns bewogen, einen Master-Studiengang einzurichten«, so Vogtherr.

Ein zu gründendes Zentrum für Interkulturelle Islam-Studien wird die interdisziplinäre Vernetzung des Faches gewährleisten und Forschungen zur Islamischen Religionspädagogik, Geschichte und Gegenwart des Islams und pluralen Religionskultur anregen. Dem Beirat werden neben Wissenschaftlern der Universität auch Vertreter von muslimischen Verbänden, des Wissenschafts- und Kultusministeriums angehören. Fachliche Kooperationen bestehen mit der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien und theologischen Fakultäten in der Türkei.

Mit dem neuen Masterabschluss kann »Islamische Religion« an öffentlichen Schulen gelehrt werden. Vorgesehen ist ein viersemestriges modularisiertes Präsenzstudium an der Universität Osnabrück. Zu den geplanten Lehrinhalten zählen das Studium der Isla-mischen Theologie, eine fachdidaktische und religionspädagogische Ausbildung, Kenntnisse der Weltreligionen, der Ethik und des islamischen Rechts. Hinzu kommen Koran- und Sprachstudien. Zusätzlich können Lehrangebote aus den christlichen Theologien, des interreligiösen Dialogs oder der Migrationsforschung gewählt werden. Für dieses neue Fach hat das Wissenschaftsministerium eine Professur, eine Mitarbeiter- und eine Lektoratsstelle (Arabisch) genehmigt, um die verschiedenen Aspekte der islamischen Religionspädagogik angemessen abdecken zu können. Hinzu kommen Lehraufträge. Die Stellen werden jetzt ausgeschrieben.

Bewerben können sich Studierende, die ein Lehramtsexamen im Grund-, Haupt- und Realschulbereich anstreben oder besitzen. Dabei wird das Fach »Islamische Religionspädagogik« in Kombination mit zwei weiteren Fächern studiert. Erstmals zum Wintersemester 2007/2008 stehen 35 Studienplätze zur Verfügung. »Alle Teile der Ausbildung erfolgen unter staatlicher Aufsicht und in deutscher Sprache«, ergänzt Vogtherr.