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Pressemeldung

Nr. 141 / 2008

14. Mai 2008 : Für eine verbesserte Prävention - Uni Osnabrück: Neues An-Institut »iDerm« feierlich eröffnet / Weltweit größte derartige Institution

In Osnabrück werden seit über zehn Jahren Modelle auf allen Ebenen der berufsdermatologischen Prävention interdisziplinär entwickelt, die in verschiedenen Risikoberufen bereits zu einer erheblichen Senkung der Erkrankungshäufigkeit geführt haben. Diese Konzepte sind mittlerweile bundesweit umgesetzt. Das nun feierlich eröffnete An-Institut für interdiszplinäre und Dermatologische Prävention und Rehabilitation »iDerm« soll jetzt die erfolgreiche Präventionsforschung langfristig an der Universität Osnabrück verankern. Ein weiterer Standort ist das renommierte Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg (BUK). iDerm ist die weltweit größte derartige Institution.

Hautkrankheiten zählen mit Abstand zu den häufigsten berufsbedingten Erkrankungen. Sie führen in bis zu einem Drittel der gemeldeten Verdachtsfälle zu Arbeitsplatzverlust. Neben den gravierenden sozioökonomischen Konsequenzen für die Betroffenen verursachen Umschulungen erhebliche Kosten für die gesetzliche Unfallversicherung. Insgesamt liegen die volkswirtschaftlichen Folgekosten bei über 1,5 Milliarden Euro jährlich. In Osnabrück werden seit über zehn Jahren Modelle auf allen Ebenen der berufsdermatologischen Prävention interdisziplinär entwickelt, die in verschiedenen Risikoberufen bereits zu einer erheblichen Senkung der Erkrankungshäufigkeit geführt haben. Diese Konzepte sind mittlerweile bundesweit umgesetzt. Das nun feierlich eröffnete An-Institut für interdiszplinäre und Dermatologische Prävention und Rehabilitation »iDerm« soll jetzt die erfolgreiche Präventionsforschung langfristig an der Universität Osnabrück verankern. Ein weiterer Standort ist das renommierte Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg (BUK). iDerm ist die weltweit größte derartige Institution.

Es ist wenig bekannt, dass jedes Jahr 60 Prozent aller Umschulungen durch die gesetzliche Unfallversicherung auf das Konto von Hautkrankheiten gehen. Betroffene Berufsgruppen sind zum Beispiel Friseure, Gesundheitsberufe, Metallarbeiter, Bauarbeiter, Köche, Raumpfleger. »Wir wollen alles unternehmen, um Menschen in Risikoberufen zu helfen. Dazu müssen wir sie mit dem komplexen Angebot von modernen Hautschutzmöglichkeiten vertraut machen, so dass Hautbelastungen am Arbeitsplatz verringert werden können. Hier geht es auch darum, Motivation zu schaffen. Ergänzend wurden Konzepte einer integrierten medizinischen Versorgung im ambulanten und – wenn erforderlich – stationären Bereich entwickelt und erfolgreich mit den behandelnden Ärzten und den Betriebsärzten umgesetzt. Das Ziel ist der Arbeitsplatzerhalt«, erklärt der Dermatologe und Leiter des An-Instituts, apl. Prof. Dr. Swen Malte John.

Die in Osnabrück entwickelten gestuften und miteinander verzahnten Präventionsmodelle haben sich als wegweisend erwiesen. Der Rückgang von Hauterkrankungen um 60 Prozent in den letzten Jahren im Friseurgewerbe, aber auch die Senkung der durch Latex hervorgerufenen beruflichen Haut- und Atemwegserkrankungen um über 80 Prozent sind Beispiele, die sich mit Impulsen aus Osnabrück verbinden und die bemerkenswerte Leistungsfähigkeit solcher interdisziplinärer Präventionsmaßnahmen demonstrieren. »Dadurch, dass diese Maßnahmen so wirkungsvoll sind, ist etwas gelungen, das in der heutigen Zeit wie die Quadratur des Kreises anmutet: nämlich die Leistungen für den Einzelnen zu verbessern, seine Gesundheit und seinen Arbeitsplatz zu erhalten und gleichzeitig die Kosten für die Solidargemeinschaft – die sozialpolitisch sensiblen Lohnnebenkosten – zu senken«, erklärt John.

Im Rahmen eines neuartigen Verbundprojektes wird iDerm zusammen mit dem renommierten Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg (BUKH) und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) gegründet. In Osnabrück befindet sich das Institut in den Räumlichkeiten des Klinikums Osnabrück, Natruper Holz in der Sedanstraße. Pro Jahr kommen dorthin mehr als 900 Ratsuchende, die sich zum Teil mehrere Wochen in Osnabrück aufhalten; insgesamt werden in der Dermatologie über 50 Mitarbeiter beschäftigt. »Dies bedeutet auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für den Standort Osnabrück«, erklärt John. »Wir schaffen Arbeitsplätze in der Region und erhalten Menschen mit berufsbedingten Hautkrankheiten, die aus allen Teilen Deutschlands zu uns kommen, den Arbeitsplatz. Damit leisten wir auch einen aktiven Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland.«

Die Institutsgründung spiegelt den gegenwärtig stark wachsenden Bedarf nach präventivmedizinischer Forschung wider. So haben die gesetzliche Unfall- und Krankenversicherung sowie die Bundesländer die »Präventionskampagne Haut 2007-2008« ins Leben gerufen, die für einen bewussteren Umgang mit dem größten Organ des Menschen wirbt (»Die wichtigsten 2 Quadratmeter deines Lebens«). Die Kampagne als erstes trägerübergreifendes präventivmedizinisches Großprojekt in der deutschen Sozialversicherung unterstreicht, welche Bedeutung man Präventionsmaßnahmen bei Hautkrankheiten und Allergien für die Gesundheitsförderung in Deutschland aktuell beimisst. Die Kampagne wird durch Johns Arbeitsgruppe wissenschaftlich begleitet. John wurde kürzlich der Hufelandpreises zur Förderung der Präventivmedizin in Deutschland verliehen. Der Preis gilt als bedeutendste wissenschaftliche Auszeichnung im Bereich der Präventivmedizin bundesweit.

Weitere Informationen

apl. Prof. Dr. med. Swen M. John, Universität Osnabrück,
Fachbereich Humanwissenschaften,
Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie,
Sedanstraße 115, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 2502, Fax +49 541 969 2445,
johnderm@uni-osnabrueck.de