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Pressemeldung

Nr. 71 / 2010

25. Februar 2010 : Erfahrungen, die das Gehirn verändern können - Uni Osnabrück: Forschungsprojekt erbrachte interessante Ergebnisse

Es ist ein Ergebnis, welches nur auf den ersten Blick überrascht: Personen, die Schwierigkeiten haben, sich auf intime, emotionale Beziehungen einzulassen, weisen eine geringere Zelldichte im Hippocampus auf. Der Psychologe Dr. Markus Quirin hat in den letzten Jahren in einer durch den Postdoc-Award 2007 der Universität Osnabrück geförderten Untersuchung mit Kollegen der McGill University in Montréal und der University of Kansas solche Zusammenhänge bei erwachsenen Menschen genauer untersucht.

Es ist ein Ergebnis, welches nur auf den ersten Blick überrascht: Personen, die Schwierigkeiten haben, sich auf intime, emotionale Beziehungen einzulassen, weisen eine geringere Zelldichte im Hippocampus auf. Seit längerem ist aus Rattenexperimenten bekannt, dass diese Hirnregion, die für Stressregulation und Gedächtnis zuständig ist, durch frühkindlichen Stress bzw. die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol Zelltod erleidet. Der Psychologe Dr. Markus Quirin hat in den letzten Jahren in einer durch den Postdoc-Award 2007 der Universität Osnabrück geförderten Untersuchung mit Kollegen der McGill University in Montréal und der University of Kansas solche Zusammenhänge bei erwachsenen Menschen genauer untersucht.

Zunächst wurde bei 22 Studierenden zunächst der Bindungstyp diagnostiziert und sodann mit Hilfe einer Kernspintomographie die Zelldichte im Hippocampus gemessen. »Dabei fanden wir heraus, dass sowohl viele Personen, die sich häufig sorgen ihren Partner zu verlieren als auch viele, die intime partnerschaftliche Beziehungen meiden, weniger Hirnzellen im Hippocampus haben«, so Quirin. Eine sich vermutlich im Kindesalter aufgrund inadäquater Umsorgung bereits etablierende unsichere Bindung scheint demnach in einer Hirnregion Veränderungen zu verursachen, welche unter anderem für den Umgang mit Stress und Gedächtnisabruf zuständig ist. So würden spezielle Bindungserfahren, also psychische Erlebnisse, biologische Folgen im Gehirn nach sich ziehen. Dabei betont der Wissenschaftler jedoch: »Dies heißt allerdings nicht, dass diese biologischen Folgen nicht wieder aufgehoben werden könnten. So hat sich zum Beispiel in einer Studie englischer Kollegen gezeigt, dass Taxifahrer, die berufsbedingt ihr Gedächtnis für räumliche Orientierung „trainieren“, eine höhere Zelldichte im Hippocampus haben.«

Aufmerksam auf die Untersuchungsfrage wurden die Wissenschaftler durch ein anderes Phänomen: Die Ausschüttung des Hormons Cortisol, das typischerweise bei Stress ausgeschüttet wird, ist bei Bindungsunsicheren verändert. »Daher stellte sich uns die Frage, inwieweit diese Veränderung mit der Zelldichte im Hippocampus zu tun hat, der einerseits selbst die Cortisolausschüttung reguliert, zugleich aber auch Schäden durch zu hohe Cortisolkonzentration erleiden kann.« Im nächsten Schritt soll nun untersucht werden, inwieweit das stresshemmende Geschlechtshormon Oxytocin, das beispielsweise bei körperlicher Zuwendung ausgeschüttet wird, in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt. »Wenn sich zeigt, dass Bindungsunsichere weniger Oxytocin in Stresssituationen ausschütten, könnte man Antistress-Trainings oder Psychotherapien durch die Vergabe von Oxytocin eventuell unterstützen«, so Quirin.

Weitere Informationen

Dr. Markus Quirin, Universität Osnabrück,
Fachbereich Humanwissenschaften,
Seminarstraße 20, 49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 4729,
markus.quirin@uni-osnabrueck.de