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Pressemeldung

Nr. 342 / 2010

23. November 2010 : Eintauchen in eine andere Welt - Weltbekannter Sprachwissenschaftler zu Gast an der Uni Osnabrück

Kein Ausdruck für Zahlen, für Farben, für die Vergangenheit oder die Zukunft – wie kann eine Sprache ohne all diese Attribute auskommen? Der Sprachwissenschaftler Daniel L. Everett lebt seit 30 Jahren mit dem brasilianischen Pirahã-Volk, welches sich auf diese Weise verständigt, und hält nun am 2. Dezember um 18.15 Uhr an der Universität Osnabrück in der Barbarastraße 12, Raum 66/E34, einen Vortrag über seine Erfahrungen, die sein Weltbild nachhaltig beeinflusst haben. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Kein Ausdruck für Zahlen, für Farben, für die Vergangenheit oder die Zukunft – wie kann eine Sprache ohne all diese Attribute auskommen? Der Sprachwissenschaftler Daniel L. Everett lebt seit 30 Jahren mit dem brasilianischen Pirahã-Volk, welches sich auf diese Weise verständigt, und hält nun am 2. Dezember um 18.15 Uhr an der Universität Osnabrück in der Barbarastraße 12, Raum 66/E34, einen Vortrag über seine Erfahrungen, die sein Weltbild nachhaltig beeinflusst haben. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

»Wir freuen uns, mit Professor Everett einen Linguisten bei uns begrüßen zu können, der mit seinen Forschungen das etablierte linguistische Weltbild nachhaltig erschüttert hat«, so die Osnabrücker Psychologin Prof. Dr. Heidi Keller, an deren Institut Everett in der ersten Dezemberwoche zu Gast sein wird. Everett argumentiert, dass es keine universelle Sprachstruktur inklusive Grammatik gibt, sondern dass die Kultur die Sprache prägt.

»Das glücklichste Volk«, der wissenschaftliche (und sehr lesenswerte) Reisebericht des US-amerikanischen Sprachwissenschaftlers, beschäftigt sich mit dem Volk der Pirahã im brasilianischen Amazonas-Gebiet. Im Jahr 1977 ursprünglich als Missionar angereist, um das Volk zum christlichen Glauben zu bekehren, lernte er bald die Sinnlosigkeit seiner Aufgabe kennen: Die Pirahã kennen in ihrer Sprache keine Vergangenheit oder Zukunft, keine Zahlen oder Farben, sie leben allein für die Gegenwart und das, was in ihrer unmittelbaren Umgebung stattfindet. Somit essen sie, was vorhanden ist, ohne Vorräte für die Zukunft anzulegen. Falls die Nahrung ausbleibt, hungern sie. Sie haben kein Interesse an modernen Techniken und zivilisatorischen Errungenschaften und glauben nur, was sie sehen. »Dementsprechend scheiterte das Unterfangen, den Pirahã die Bibel näherzubringen. Sie fragten den Amerikaner: „Hast du Jesus auch gesehen? Oder kennst du jemanden, der ihn gesehen hat?“ Eine Botschaft, die auf zweitausend Jahre alten Geschichten beruht, interessierte sie schlicht nicht, da sie sich nicht in der unmittelbaren Gegenwart abspielte«, erklärt Prof. Keller.

In seinem Vortrag wird er die spannende Synthese zwischen seinem persönlichen Leben und seiner Wissenschaft deutlich machen und ist danach offen für Fragen aus dem Publikum.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Heidi Keller, Universität Osnabrück
Fachbereich Humanwissenschaften
Institut für Psychologie
Artilleriestraße 34, 49076 Osnabrück
Tel.: +49 541 969
hkeller@uni-osnabrueck.de