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Pressemeldung

Nr. 383 / 2010

30. Dezember 2010 : Ein leidenschaftlicher Forscher - Universität Osnabrück trauert um Prof. Dr. Michael Bommes

Am 26. Dezember 2010 verstarb Prof. Dr. Michael Bommes nach schwerer Krankheit. Bommes arbeitete als Professor für Soziologie und interdisziplinäre Migrationsforschung am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück. Als Dekan des Fachbereichs trieb er dessen fachliche und strukturelle Reorganisation wirksam voran. Über beinahe zwei Jahrzehnte prägte er das renommierte Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität entscheidend mit. »Wir verlieren mit ihm einen Kollegen, dessen hohe fachliche Kompetenz, unermüdliche Tatkraft und stete Bereitschaft zur ebenso kritischen wie fairen Auseinandersetzung uns sehr fehlen wird«, so IMIS-Direktor Prof. Dr. Andreas Pott und Prof. Dr. Wolfgang Ludwig Schneider vom Fachbereich Sozialwissenschaften.

Am 26. Dezember 2010 verstarb Prof. Dr. Michael Bommes nach schwerer Krankheit. Bommes arbeitete als Professor für Soziologie und interdisziplinäre Migrationsforschung am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück. Als Dekan des Fachbereichs trieb er dessen fachliche und strukturelle Reorganisation wirksam voran. Über beinahe zwei Jahrzehnte prägte er das renommierte Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität entscheidend mit. »Wir verlieren mit ihm einen Kollegen, dessen hohe fachliche Kompetenz, unermüdliche Tatkraft und stete Bereitschaft zur ebenso kritischen wie fairen Auseinandersetzung uns sehr fehlen wird«, so IMIS-Direktor Prof. Dr. Andreas Pott und Prof. Dr. Wolfgang Ludwig Schneider vom Fachbereich Sozialwissenschaften.

Bommes zählte zu den bekanntesten und produktivsten europäischen Migrationsforschern. Vor allem seine theoretischen Beiträge zur Migrationssoziologie haben die wissenschaftliche Diskussion weit vorangebracht. Der Aufbau des sehr erfolgreichen und in der Bundesrepublik einmaligen interdisziplinären Master-Studiengangs »Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen« in Osnabrück war in erster Linie sein Werk.

Michael Bommes, geboren 1954, studierte Soziologie, Philosophie und Sprachwissenschaften an den Universitäten Marburg, Birmingham/Großbritannien und Osnabrück. 1990 promovierte er am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück mit dem Thema »Migration und Sprachverhalten« zum Doktor der Philosophie und arbeitete anschließend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Assistent an den Universitäten Bielefeld, Karlsruhe und Osnabrück. 1997/98 war er Jean Monnet-Fellow am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz/Italien. Michael Bommes habilitierte sich 1998 im Fach Soziologie an der Universität Osnabrück mit der Schrift »Migration und nationaler Wohlfahrtsstaat. Ein differenzierungs-theoretischer Entwurf«. Nach einer Lehrstuhlvertretung an der Universität Düsseldorf und der Professur für Soziologie an der PH Freiburg (2000–2003), wo er auch als Prorektor für Forschung und Auslandsbeziehungen im Leitungsgremium der Hochschule amtierte, folgte er 2003 dem Ruf an die Universität Osnabrück auf die Professur für Soziologie und interdisziplinäre Migrationsforschung.

Schon als Wissenschaftlicher Assistent war Bommes 1992 Mitglied des Osnabrücker Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) geworden, dessen Auf- und Ausbau er seither wesentlich mitgestaltete. Vor seinem Weggang nach Freiburg fungierte Bommes als Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs »Migration im modernen Europa« am IMIS. Auch die umfangreiche Doktorandenausbildung des interdisziplinären Instituts verantwortete er.

Nach seiner Rückkehr nach Osnabrück war seine Tätigkeit am IMIS als Mitglied des Vorstands und als Direktor (2005–2009) unter anderem gekennzeichnet durch die Konzipierung des Master-Studiengangs »Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen«, die Entwicklung und Durchführung zahlreicher Forschungsprojekte, eine breite akademische Lehrtätigkeit und eine hohe Präsenz in der Mediendiskussion zu den Themen Migration und Integration.

Bommes engagierte sich auf allen Ebenen der akademischen Selbstverwaltung. Als Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften von 2006-2009 setzte er nicht nur wesentliche organisationsstrukturelle Reformen durch, sondern betrieb auch mit großem Nachdruck den Wiederaufbau des Fachgebiets Soziologie, der ohne ihn so nicht möglich gewesen wäre. Von 2008-2009 war er Sprecher der Dekanekonferenz. Darüber hinaus war er in zahlreichen universitären Gremien aktiv.

Seine intensive und umfangreiche wissenschaftliche Tätigkeit erstreckte sich weit über Osnabrück hinaus. Zu nennen sind hier insbesondere seine Arbeit im Vorstand der Sektion »Migration und ethnische Minderheiten« der »Deutschen Gesellschaft für Soziologie«, der Vorsitz des bundesweiten »Rates für Migration« als Zusammenschluss deutscher Migrationsforscher, die Mitgliedschaft im »Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration«, in der »Migration Research Group« des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts sowie im Leitungsgremium des von der EU geförderten »Network of Excellence« IMISCOE als Kooperationsprojekt der wichtigsten europäischen Migrationsforschungsinstitute.

Zu den bleibenden Ergebnissen seines vielfältigen wissenschaftlichen Engagements zählen zahlreiche Publikationen. Michael Bommes’ Werk umfasst mehrere Monographien, eine Vielzahl von ihm herausgegebener Schriften sowie weit über hundert Beiträge für Sammelwerke und renommierte deutsche und internationale Zeitschriften.

Bommes verstand es in hervorragender Weise, Forschungsfragen der allgemeinen Soziologie und der Migrationssoziologie mit einer interdisziplinären Forschungsperspektive zu verknüpfen und den daraus gewonnenen Einsichten auch im Kontext der Politikberatung Geltung zu verschaffen. Wissenschaftliche Arbeit war für ihn eine Berufung, davon zeugt nicht nur die Intensität seiner Beschäftigung mit soziologischer Theorie, Migrations- und Integrationsforschung, sondern auch die Leidenschaft, mit der er die wissenschaftliche Debatte meinungsstark und sehr prononciert befruchtete. Diese Leidenschaft trug dazu bei, dass es Bommes gelungen ist, viele Studierende für die Soziologie und eine soziologisch inspirierte Migrationsforschung zu begeistern sowie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachhaltig zu prägen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Andreas Pott, Universität Osnabrück,
Institut für Migrationsforschungund Interkulturelle Studien (IMIS),
Neuer Graben 19/21, 49069 Osnabrück,
Tel: +49 541 969-4890 oder -4384
E-Mail: andreas.pott@uni-osnabrueck.de

Prof. Dr. Wolfgang Ludwig Schneider, Universität Osnabrück,
Fachbereich Sozialwissenschaften,
Seminarstraße 33, 49069 Osnabrück,
Tel: +49 541 969 4634,
wolfgang.ludwig.schneider@uni-osnabrueck.de