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Pressemeldung

Nr. 2 / 1999

11. Januar 1999 : Workshop zum Thema "Kinder und häusliche Gewalt" - Fachleute diskutieren Hilfsangebote für Jungen und Mädchen, deren Mütter mißhandelt werden

Die Mißhandlung von Frauen durch den Partner oder Ehemann ist auch dann ein massives Problem für Kinder in der Familie, wenn sie - zunächst - nicht selbst der Mißhandlung ausgesetzt sind. "In 90 Prozent aller Fälle sind Kinder und Jugendliche bei den Gewalttatenanwesend, erleben sie also selbst mit. Hinzu kommt, daß die Mütter häufig nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu schützen, wenndiese in die Gefahr geraten, ebenfalls mißhandelt zu werden", so die Frauenforscherin Prof. Dr. Carol Hagemann-White von der Universität Osnabrück. Ein von der Wissenschaftlerin initiierterWorkshop, der am Montag, 18. Januar 1999, in Berlin stattfindet, wird sich mit dem Problem "Kinder und die häusliche Gewalt"auseinandersetzen. Die Veranstaltung mit über 200 Vertretern aus Wissenschaft und Praxis ist Teil des zweijährigen Projektes WiBIG, das unter der Leitung von Prof. Hagemann-White das "BerlinerInterventionsmodell gegen häusliche Gewalt" (BIG) begleitetund außerdem verschiedene weitere Hilfsmodelle in der Bundesrepublikund im Ausland untersucht.

Zentraler Arbeitsansatz von BIG ist eine Vernetzung der Stellen,die im Falle einer Mißhandlung gegen den Täter vorgehen und den betroffenen Frauen Hilfestellung bieten. Das aufeinander abgestimmte Vorgehen von Polizei, Justiz, Behörden und dem sozialen Hilfsnetzwird dabei von einem Runden Tisch koordiniert. Prof. Hagemann-White:"Im Rahmen unserer Begleitforschung untersuchen wir die Bedingungen für eine erfolgreiche inter-institutionelle Kooperation."BIG hat für die konkrete Gestaltung dieser Zusammenarbeit sieben verschiedene Fachgruppen eingesetzt, die sich neben der Befragungder betroffenen Frauen unter anderem auch mit der juristischen Auswertung und der Täterarbeit befassen. Die Fachgruppe "Kinder und Jugendliche" soll nicht nur die bestehenden Hilfsangebotefür diese Gruppe analysieren, sondern gegebenenfalls auch neue Unterstützungskonzepte für Jungen und Mädchen, deren Mütter Gewalterleiden, entwickeln. "Ihre Situation muß auch in den Leitlinienfür den polizeilichen Einsatz, in Schutzanordnungen oder Täterprogrammenberücksichtigt werden", so Prof. Hagemann-White. Die Betreuungder betroffenen Jungen und Mädchen müsse zudem stärker in die Arbeitvon Schutzeinrichtungen, zum Beispiel in den Frauenhäusern, integriertwerden.

Wie die Osnabrücker Wissenschaftlerin erläutert, werden diese Aspekte auch Thema des Berliner Workshops sein. Dazu sind neben dreiReferaten auch fünf Arbeitsgruppen geplant. Sie werden sich mitspezialisierten Unterstützungsangeboten, mit Umgangsrecht undBesuchskontakt, mit dem Elternrecht, mit der Situation von Mädchen und Jungen bei Polizeieinsätzen und der polizeilichen Vorführung der Mütter als Zeugin und der möglichen Einrichtung eines BerlinerHilfsnetzes für Kinder befassen. Dabei sollen auch Erfahrungen ausGroßbritannien und Schweden einfließen. Den einleitenden Vortrag zu "Kindern und häuslicher Gewalt" hält Prof. Dr. MarianneHege von der Fachhochschule für Sozialarbeit und Menschen.

Kontaktadresse:
Wissenschaftliche Begleitung Interventions-
modelle gegen häusliche Gewalt (WiBIG)
Kottbusser Damm, 10967 Berlin
Tel. (030) 6914832, Fax (030) 6914833