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Pressemeldung

Nr. 43 / 2000

03. April 2000 : "Verdienstvolles Engagement im Dialog zwischen Judentum und Christentum" - Die Theologen Hans Hermann Henrix und Rabbiner Erwin Schild erhalten die Ehrendoktorwürde

Für ihr "verdienstvolles Engagement im Dialog zwischen Judentum und Christentum" erhalten Hans Hermann Henrix, Direktor der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen, und Rabbiner Erwin Schild aus Toronto (Kanada) die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück. Die Auszeichnung soll in einem Festakt am 25. Mai 2000 vergeben werden. Die Ehrung der beiden Theologen erfolgt auf Vorschlag des Instituts für Katholische Theologie und der Forschungsstelle für Christlich-Jüdische Studien im Osnabrücker Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften. Prof. Dr. Christoph Dohmen, Institutsmitglied und Sprecher der Forschungsstelle: "In der Förderung der interreligiösen Beziehungen haben die beiden international hoch angesehenen Persönlichkeiten auf je eigene Weise Herausragendes geleistet." Die gemeinsame Würdigung stelle aber nicht nur eine öffentliche Anerkennung ihrer Leistungen dar, sondern sei auch ein wichtiges Zeichen zum Selbstverständnis der theologischen Wissenschaft an der Universität Osnabrück.

Erwin Schild, am 9. März 1920 in Köln-Mühlheim geboren, besuchte nach dem Abitur 1938 die Israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg. Seine Ausbildung endete jedoch jäh mit der "Reichskristallnacht" am 9. November 1938: Die Einrichtung wurde zerstört und ihre Mitglieder inhaftiert. Erwin Schild kam in das Konzentrationslager Dachau. Von dort aus gelang ihm zwischen Dezember 1938 und Januar 1939 die Flucht und die Auswanderung über Holland nach England. In London begann er 1939 ein Rabbinerstudium, 1940 wurde er aber als "Enemy Alien" in England interniert und nach Kanda deportiert, wo er weiter als Deutscher und später als Flüchtling interniert blieb. Dennoch konnte Erwin Schild im Lager sein Rabbinerstudium weiterführen. Nach seiner Freilassung 1942 studierte er an der berühmten Yeschiwah Torah Chaim in Toronto. Hier wurde er 1947 zum Rabbiner ordiniert. Parallel dazu erwarb er an der Universität Toronto 1947 auf dem Gebiet der semitischen Studien den Bachelor of Arts, dem ein Jahr später der Master-Abschluß folgte.

Als Rabbiner der Adath Israel Congregation in Toronto engagierte sich Erwin Schild von 1947 an bis zu seiner Emeritierung 1989 intensiv in der Gemeindearbeit, behielt aber nach wie vor den Kontakt zur Wissenschaft. Von 1950 bis 1952 lehrte er selbst an der Universität von Toronto Hebräisch, Arabisch und Aramäisch. 1975 erhielt Erwin Schild – einer der "führenden Vertreter des jüdischen Lebens in Kanada", so Prof. Dohmen - die Ehrendoktorwürde des Jewish Theological Seminar in New York. Der Rabbiner übernahm zahlreiche Ehrenämter und wurde am 2. Dezember 1981 mit dem "Human Relations Award" des Canadian Council of Christians and Jews ausgezeichnet. In diesem Jahr kam er erstmals seit seiner Flucht nach Deutschland zurück, um sich in den Folgejahren immer wieder mit Vorträgen, Begegnungen und Gesprächen in Gemeinden, Schulen und Universitäten für eine Verständigung zwischen Christen und Juden einzusetzen. Am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück wirkte Erwin Schild Ende 1998 an einem jüdisch-christlichen Seminar für angehende Religionslehrer mit.

Hans Hermann Henrix wurde am 21. November 1941 in Waldniel am Niederrhein geboren. Er studierte von 1961 bis 1964 Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln. Anschließend folgte das Studium der Katholischen Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt, der Universität Innsbruck (Österreich) und der Universität Münster, das Hans Hermann Henrix im Oktober 1969 in Münster mit dem Diplom abschließen konnte. Im selben Jahr übernahm er die Stelle des Direktionsassistenten an der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen, 1970 wurde er dort Dozent. Seit Januar 1988 ist Hans Hermann Henrix Akademiedirektor. Prof. Dohmen: "Daß die Aachener Akademie eine international anerkannte Institution für die Begegnung zwischen Juden und Christen darstellt, ist das Verdienst der beharrlichen und zielstrebigen zwanzigjährigen Arbeit von Hans Hermann Henrix."

Der Akademiedirektor engagiert sich zugleich in zahlreichen weiteren Institutionen und Einrichtungen. So gehört er unter anderem der Arbeitsgruppe "Fragen des Judentums" der Deutschen Bischofskonferenz (seit 1980), der Delegation der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen mit den Juden (seit 1993) und dem Herausgeberkreis der Fachzeitschrift "Kirche und Israel" (seit 1998) an. Am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück hat Hans Hermann Henrix im vergangenen Jahr eine Gastvorlesung gehalten. Er berät zudem die Arbeit der Osnabrücker Forschungsstelle für Christlich-Jüdische Studien.

Die Vergabe der Ehrenpromotion an Hans Hermann Henrix und Erwin Schild reiht sich ein in eine 15jährige Tradition der Universität Osnabrück, Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik auszuzeichnen, die sich in besonderer Weise für Aufklärung, Verständigung und Versöhnung eingesetzt haben. So haben unter anderem der Jurist und Literat Robert M. W. Kempner, der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Ernst Loewy, der Lyriker Erich Fried und der Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung und der Romancier, Essayist und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt die "Würde eines Doktors ehrenhalber" der Universität Osnabrück entgegengenommen.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Christoph Dohmen
Universität Osnabrück
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften
Forschungsstelle für Christlich-Jüdische Studien
Schloßastraße 4, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-4203, Fax (0541) 969-4376