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Pressemeldung

Nr. 54 / 1996

30. April 1996 : Universität ehrt einen "Pionier der ökologischen Forschung in Deutschland" - Akademische Feier zum 70. Geburtstag des Osnabrücker Ökologen Prof. Dr. Helmut Lieth

Er gilt unter seinen Kollegen als einer der "Pioniere der ökologischen Forschung in Deutschland": Prof. Dr. Helmut Lieth, der sich schon seit den fünfziger Jahren mit Fragen des Umweltschutzes beschäftigt und von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1992 als Professor für Ökologie an der Universität Osnabrück lehrte und forschte, feierte Ende vergangenen Jahres seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlaß ehren das interdisziplinäre Institut für Umweltsystemforschung und der Fachbereich Biologie/Chemie der Osnabrücker Hochschule den Wissenschaftler am Montag, 6. Mai 1996, mit einer akademischen Feierstunde. Als Festredner wird der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Ökologie, Prof. Dr. Wilhelm Kuttler, nach Osnabrück kommen.

Helmut Lieth wurde 1925 in Kürten im Rheinisch Bergischen Kreis geboren. Er studierte in Bamberg und Köln, wo er 1953 im Fach Botanik promovierte, und war anschließend wissenschaftlicher Assistent am Botanischen Institut in Köln und in Stuttgart-Hohenheim. Nach seiner Habilitation 1960 führten ihn Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren nach Kanada, Venezuela, Kolumbien, Hawaii und von 1967 an als Professor für Botanik an die University of North Carolina (USA). 1973 kehrte Prof. Lieth für ein Jahr in die Bundesrepublik zurück, wo er in der damaligen Kernforschungsanlage Jülich und an der Universität Bochum tätig war. 1977 wurde er schließlich an die Universität Osnabrück berufen, an der er dann die umweltbezogenen biologischen Forschungen aufbaute. So gründete der in den Disziplinen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik ausgebildete Forscher zusammen mit den Osnabrücker Wissenschaftlern Prof. Dr. Thomas Witte (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften) und Prof. Dr. Norbert Müller (Fachbereich Sozialwissenschaften) 1983 die fächerübergreifende Arbeitsgruppe "Sozioökonomische und ökologische Systemforschung", den Vorläufer des heutigen Instituts für Umweltsystemforschung, und setzte sich maßgeblich für die Einrichtung des bundesweit einmaligen Studiengangs "Angewandte Systemwissenschaft" ein, der seit 1990 an der Universität Osnabrück besteht.

Prof. Dr. Michael Matthies, Direktor des interdisziplinären Instituts: "Helmut Lieth hat sich schon zu einem Zeitpunkt mit ökologischen Fragestellungen befaßt, als dies weder in der Öffentlichkeit noch in der Forschung Thema war. Dabei erkannte er sehr schnell, daß sich die komplexen Umweltprobleme nur in der Verbindung von naturwissenschaftlichen, ökonomischen und sozialen Aspekten lösen lassen." Einen Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Lieth bildete die Entwicklung globaler mathematischer Modelle, die Aussagen über die Wechselwirkungen von Klima, Vegetation und Landnutzung ermöglichen. Die von der Arbeitsgruppe "Systemforschung" durchgeführten anwendungsbezogenen Forschungsprojekte wurden mit über 12 Millionen DM gefördert, darunter von der Europäischen Union, dem Bundesministerium für Forschung und Technologie und dem Bundesumweltministerium.

Wesentlicher Bestandteil seiner wissenschaftlichen Arbeit war dabei immer auch die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ökologie und des Umweltschutzes, um die er sich seit seiner Emeritierung verstärkt kümmert. Unter anderem initiierte Prof. Lieth die Kooperation mit russischen Wissenschaftlern am Baikalsee in Sibirien. Die unter der Regie von Prof. Lieth international erprobte Anpflanzung und Nutzung von salzresistenten Pflanzen und deren Bewässerung mit Meerwasser in Gebieten mit Süßwassermangel soll jetzt Demonstrationsprojekt der Weltausstellung Expo 2000 werden. Prof. Matthies: "Aus dem Ausland, insbesondere aus den USA und Lateinamerika, hat Prof. Lieth immer wieder neue Ideen und Anregungen mitgebracht und sie in der akademischen Lehre und Forschung vermittelt." Zu den zahlreichen Veröffentlichungen des Wissenschaftlers, der als Koordinator des Internationalen Biologischen Programms in der Bundesrepublik tätig war und sich unter anderem als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Biometeorologie und der Internationalen Gesellschaft für Tropische Ökologie engagierte, gehören der Weltklimaatlas und die erste Produktivitätskarte der Erde, die 1964 erschienen ist.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Michael Matthies
Universität Osnabrück, Institut für Umweltsystemforschung
Artilleriestraße 34, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-2576, Fax (0541) 969-2599