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Pressemeldung

Nr. 92 / 1998

16. Juni 1998 : "Rat für Migration" stellt sich am 7. Juli der Öffentlichkeit vor - Historiker Bade und Rechtswissenschaftler Weber Osnabrücker Mitglieder in diesem Rat

Wanderungs- und Fluchtbewegungen, die Eingliederung und der Umgang mit Minderheiten und die interkulturelle Begegnung in allen Bereichen des Alltags sind zentrale Entwicklungen der Gegenwart. Da sie Gesellschaft, Wirtschaft und Politik vor erhebliche Probleme stellen, sind Migration und Integration, Multikulturalismus und Ethnizität in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Forschungsfeld der Wissenschaft geworden. Ein "Rat für Migration", der sich am Dienstag, 7. Juli 1998, im Wissenschaftszentrum des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Bonn der Öffentlichkeit vorstellen wird, soll nun die Arbeiten auf diesem Gebiet abstimmen und weiter vorantreiben: Das interdisziplinär arbeitende Gremium strebt dabei vor allem eine "Vernetzung der Köpfe" an. Wichtiges Anliegen des Rates ist es, regelmäßig zur Entwicklung der Migrationsproblematik im "Einwanderungsland Deutschland" Stellung zu nehmen.Der "Rat für Migration", der auch international mit entsprechenden Einrichtungen kooperieren will, wird von dem Würzburger Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Michael Wollenschläger geleitet und soll insgesamt 50 Mitglieder aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen umfassen. Seine Einrichtung wurde vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und von der Freudenberg Stiftung gefördert. Von Osnabrücker Seite gehören dem Rat der Historiker Prof. Dr. Klaus J. Bade und der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Albrecht Weber an. Prof. Bade hat an der Universität Osnabrück das interdisziplinäre Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) gegründet und 1994 die von 60 deutschen Professorinnen und Professoren getragenene Publikation "Das Manifest der 60: Deutschland und die Einwanderung" herausgegeben, die sich vor allem an die Adresse der Politik richtet. Ein Teil der Autoren und Unterzeichner gehört nun auch dem "Rat für Migration" an. Prof. Weber, der am Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück lehrt und forscht, ist 1996 mit dem international vergleichenden Sammelwerk zur Einschätzung der Bundesrepublik Deutschland als Einwanderungsland hervorgetreten (IMIS-Schriften, Bd. 5).

Weitere Informationen zum "Rat für Migration" und zu der Veranstaltung, mit der sich der Rat der Öffentlichkeit vorstellen will, finden Sie im folgenden Text.

"Vernetzung der Köpfe" im Forschungsfeld Migration – Integration – Minderheiten:Präsentation des Rates für Migration am 7. Juli 1998 in Bonn

Wanderungs- und Fluchtbewegungen, Eingliederung und interkulturelle Begegnung prägen das Gesicht unserer Zeit. Die wachsende Aktualität der Probleme von Migration, Integration und Minderheiten, von Multikulturalismus und Ethnizität haben die darauf gerichteten wissenschaftlichen Bemühungen in den letzten Jahren stark forciert. Um so wichtiger ist eine interdisziplinäre Abstimmung auf nationaler Ebene und in internationaler Kooperation. Voraussetzung dazu ist – jenseits der Vernetzung von Datenbanken und Dokumentationsstellen – eine Art "Vernetzung der Köpfe".

Ziel des Rates für Migration ist es, diese Vernetzung kooperativ voranzutreiben in Gestalt eines Wissenschaftlichen Referentensystems für alle Bereiche der Zuwanderung und die damit verbundenen Entwicklungen und Herausforderungen. Der Rat für Migration wird letztlich aus etwa 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestehen, die jeweils für größere bzw. interdisziplinäre Bereiche kompetent sind und über weitreichende fachliche und fachübergreifende Verbindungen verfügen. Damit soll ein bundesweites interdisziplinär und international kooperierendes Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entstehen, das den gesamten Problembereich von Migration, Integration und Minderheiten abdeckt. Die Errichtung des Rates für Migration wurde gefördert vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und von der Freudenberg Stiftung.

Der Rat für Migration wird – unter Ausschluß kommerzieller Funktionen und Interessen – für Anfragen aus der Politik, der Justiz, der Verwaltung und dem NGO-Bereich zur Verfügung stehen. Er soll zugleich die Funktion kritischer Politikbegleitung erfüllen, u.a. durch die Herausgabe eines periodisch erscheinenden Migrationsberichts. Nach drei Jahren soll der Rat für Migration von einer aus Fachverbänden bzw. interdisziplinären Einrichtungen zur Migrationsforschung gebildeten ›Deutschen Gesellschaft für Migrationsforschung‹ (DGM) übernommen und von ihr weitergeführt werden. In der laufenden Gründungsphase hat die Deutsche UNESCO-Kommission in Bonn die Schirmherrschaft des Rates für Migration übernommen.

Der Rat für Migration stellt sich am 7. Juli 1998 im Wissenschaftszentrum des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Bonn vor. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. Dr. Dieter Oberndörfer, folgen unter Moderation des Leiters des Rates für Migration, Prof. Dr. Michael Wollenschläger, drei kurze Statements von Mitgliedern des Rates zu wichtigen Problemfeldern der aktuellen Diskussion: Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. Bert Rürup spricht zum Thema »Arbeitsmigration – Migration der Arbeit: Konsequenzen und Optionen«. Der Jurist Prof. Dr. Albrecht Weber behandelt unter dem Stichwort »Amsterdam und die Folgen« die Bedeutung der Europäischen Union für das Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland. Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Claus Leggewie bezieht Position zum Streitthema »Doppelte Staatsbürgerschaft – Einbürgerung«.

Die Veranstaltung findet statt im Wissenschaftszentrum des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Ahrstraße 45, Raum K 1; sie beginnt um 11 Uhr und endet um 13.30 Uhr.

Kontaktadresse: Prof. Dr. Michael Wollenschläger, Leiter des Rates für Migration, Universität Würzburg, Domerschulstraße 16, 97070 Würzburg, Tel. 0931/31-2987, Fax 31-2910.