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Pressemeldung

Nr. 37 / 1996

13. März 1996 : Osnabrücker Sportwissenschaftlerin: Bewegung ist mehr als ein Hobby - Kinder und Jugendliche brauchen mehr Spiel und Sport

Experten aus Wissenschaft und Praxis haben mehr "gesellschaftliches Engagement" angemahnt, um den Spiel- und Bewegungsbedürfnissen von Kindern in einer zunehmend technisierten und motorisierten Lebenswelt wieder mehr Geltung zu verschaffen. In einem Zehn-Punkte-Katalog fordern die Teilnehmer des Kongresses "Bewegte Kindheit", der jetzt an der Universität Osnabrück zu Ende gegangen ist, unter anderem mehr Bewegungsmöglichkeiten in Kindergärten, die Öffnung der Schulen für neue Bewegungskonzepte und den Ausbau des Sportunterrichts auf mindestens drei Sportstunden wöchentlich. Prof. Dr. Renate Zimmer, Osnabrücker Sportwissenschaftlerin und Leiterin der dreitägigen Veranstaltung: "Bewegung ist nicht nur ein Hobby, das bei Bedarf im Sportverein betrieben wird. Spiel, Sport und Spaß sind vielmehr Grundvoraussetzung für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung der Kinder. Schon jetzt ist ein großer Teil von Verhaltensstörungen, Konzentrationsmängeln und Haltungsschäden auf Reizüberflutung durch die Medien und unzureichende Körper- und Bewegungserfahrungen von Kindern zurückzuführen, und diese Entwicklung wird sich in Zukunft noch weiter verschärfen."

Um grundsätzlich eine veränderte Einstellung zu Spiel und Sport für Kinder zu erreichen, sprechen sich die Kongreßteilnehmer auch für neue Ansätze in der Ausbildung von Erziehern und Lehrern aus. Eine ganzheitlich orientierte Bewegungserziehung müsse zu einem festen Bestandteil im Lehrplan werden. Gleichzeitig sei es notwendig, die Zusammenarbeit zwischen Fachkräften, Institutionen und Politik zu intensivieren, um die Belange von Kindern bei bildungspolitischen und schließlich auch stadtplanerischen Entscheidungen durchzusetzen. Im Bereich der Stadtplanung ist es nach Ansicht der Experten vor allem aber wichtig, nicht alle Lebensräume von Kindern zu "gestalten". Prof. Zimmer: "Es werden zwar pädagogisch anspruchsvolle Spielplätze gebaut, aber wir Erwachsenen übersehen viel zu oft, daß der große Sandhügel auf einer Baustelle oder ein verwildertes Stück Garten hinter dem Haus oft viel interessanter und anregender ist." So fordert auch der Zehn-Punkte-Katalog: "Die Umwelt muß den Bewegungs- und Spielbedürfnissen von Kindern entsprechen und darf nicht allein erwachsenengerecht sein."

An dem Kongreß "Bewegte Kindheit" haben insgesamt rund 1.700 Wissenschaftler, Erzieher und Pädagogen aus der gesamten Bundesrepublik teilgenommen. Veranstaltet wurde die Tagung vom Fachgebiet Sport/Sportwissenschaft der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung haltungs- und bewegungsauffälliger Kinder und Jugendlicher.