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Pressemeldung

Nr. 161 / 1998

13. November 1998 : Internationale Fachkonferenz zum Thema Jugendsprache und Jugendkultur - Autoren stellen neue Publikationen vor - Bericht über Projekt "Jugendliche und 'ihre' Sprache

Ist die Sprache von Jugendlichen der "Jargon einer Sondergruppe", der sich vorallem durch das "Klotzige, Protzige und Brutale" auszeichnet und zugleich "diesprachliche Verwilderung und emotionale Verrohung" dokumentiert, wie mancheFachwissenschaftler oder auch Journalisten meinen? "An dieser Einschätzung, dieeigentlich aus den sechziger Jahren stammt, hat sich bis heute wenig geändert.,Wir verstehen unsere Kinder nicht mehr', ist eine immer wieder zu hörendeKlage", sagt der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Peter Schlobinski(Universitäten Osnabrück und Hannover). Daß die Jugendsprache nicht nur ein"Sammelsurium exotischer Wörter" ist, sondern als Ausdruck der kulturellen undgesellschaftlichen Verhältnisse gesehen werden muß, will nun eineinternationale Fachkonferenz mit dem Titel "Jugendsprache(n) - Jugendkulturen -Wertesysteme" deutlich machen. Dazu lädt auf Initiative von Prof. Schlobinskider Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Osnabrückzusammen mit dem Ratsgymnasium Osnabrück vom 26. bis 28. November 1998 ein.

Wie Prof. Schlobinski betont, hat der veränderte Blickwinkel auf die Bedeutungder Jugendsprache auch den Forschungsansatz beeinflußt. "Sprachwissenschaftlersind heute nicht mehr mittels Fragebogen auf der Suche nach speziellen Wörtern,sondern untersuchen die authentischen Ausdrucksformen der Jugendlichen in ihrenjeweiligen sozialen Rahmenbedingungen." Zu diesem Themenkomplex sind nachAngaben des Wissenschaftlers in diesem Herbst eine Reihe von Publikationenerschienen, über die die Autorinnen und Autoren während der Osnabrücker Tagungberichten werden. Außerdem sollen verschiedene Forschungsprojekte aus dem In-und Ausland vorgestellt werden. Dabei wird es unter anderem um das in Osnabrückangesiedelte Projekt "Jugendliche und ,ihre' Sprache" gehen, das Prof.Schlobinski und Oberstudienrat Niels-Christian Heins vom Ratsgymnasium zusammenmit Studierenden der Universität Osnabrück und Schülern des Gymnasiumsdurchgeführt haben. Praxisbezogen ist auch ein Vortrag, der sich mit derverbalen Gewalt von Jugendlichen auseinandersetzen wird und dabei dieKonsequenzen für den Schulunterricht aufzeigen will.

Zu den weiteren Themenkomplexen "Wertesysteme" und "Jugendkulturen" sind einReferat zum Wertewandel in der Kommunikation Jugendlicher sowie einePodiumsdiskussion zum Thema Graffiti geplant. Prof. Schlobinski: "Graffiti alsspezifische Ausdrucksform von Jugendlichen haben eine besondere Signalwirkungin der Öffentlichkeit." Als Gesprächpartner der Diskussionsrunde stehenVertreter der Polizei, der betroffenen Hauseigentümer, der Kunstschule imStädtischen Konservatorium und Studierende aus dem Osnabrücker Jugendsprache-Projekt, bei dem auch Graffiti untersucht wurden, zur Verfügung.Außerdem werden in einer Ausstellung verschiedene in Osnabrück fotografierteGraffiti zu sehen sein. Im Rahmenprogramm der Tagung findet ein Rockkonzert mitden Gruppen Morgenroth, Lithium und Venus Garden statt.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Peter Schlobinski
Hasetorwall 6, 49076 Osnabrück
Tel. (0541) 685 40 88
E-Mail: pschlobi@rz.uni-osnabrueck.de