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Künstlerischer Impuls gegen Diskriminierung:

Eigentlich gehören die Team-Weihnachtsfeiern zur Tradition im Gleichstellungsbüro und wir hätten Ihnen in den Dezemberimpulsen Einblicke in das gemeinsame Basteln und Schlemmen gewähren können. Genauso gehört es für uns aber auch dazu, dass wir uns gleichstellungspolitisch positionieren und auf Diskriminierung aufmerksam machen. Leider ein Thema, das wir mit dem Jahreswechsel nicht hinter uns lassen werden.

Der Poetry Slam-Beitrag „Alter Weißer Mann“ von Leonie Plaar entstand im Jahr 2019 und ist eine kreative Auseinandersetzung mit gleichstellungs- und diversitätspolitischen Themen. Wir haben ihn deshalb in unserer Broschüre „Gleichstellung an der Universität Osnabrück. Ein Rück- und Ausblick“ veröffentlicht, die im Herbst dieses Jahres erschienen ist. Nun möchten wir Leonie Plaars Beitrag auch in den Dezemberimpulsen mit Ihnen teilen. Denn kritische Blicke auf die herrschenden Strukturen sind wichtige Impulse für unsere Arbeit, die sie auch im kommenden Jahr bereichern werden.


Das Gleichstellungsbüro der Universität Osnabrück zielt darauf ab, Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen des Hochschulsystems umzusetzen. Mehr über die Arbeit in der Vergangenheit und über die Pläne für die Zukunft lesen Sie in der Broschüre „Gleichstellung an der Universität Osnabrück. Ein Rück- und Ausblick“ (PDF).

 

Leonie Plaar studiert English and American Studies an der Universität Osnabrück.

Alter weißer Mann

Weil ich Feministin bin
und ich keine Männer hasse.
Weil ich mal auf Männer
und mal Frauen stehe.
Und weil ich trotz Uterus
nicht weiß, wie ich das Thema »Kinder« sehe.
Mich gibt es nicht.
Das steht so auf Facebook
und Twitter und Instagram.
Das sagst du mir als weißer Mann,
der meinen Wert festlegen kann.
Jetzt pass mal auf,
mit dir redet doch hier keiner.
Und jetzt mal ganz offen gesagt,
nach deiner verklemmten Meinung
hab ich auch gar nicht gefragt.
Ich bin zu laut.
Zu vulgär, weil ich nicht rot werd’
wenn ich »Vagina« sage.
Du willst mich auf Plakate kleb’n
und nur meine Brüste
aber nicht die Frau dahinter seh’n.
Weil ich dir zu anstrengend bin,
wenn ich dir sage, dass ich find,
dass das nicht okay ist,
wenn die Zahl meiner Partner
meinen Wert für dich bestimmt.
Wenn ich dir sage,
dass deine Witze rassistisch sind.
Und ich nur mit Menschen schlafe,
die nicht sexistisch sind.
Mir geht’s viel zu gut sagst du
und diesmal stimm’ ich dir zu.
Mir geht’s viel zu gut find ich,
und das seh ich eigentlich schon,
wenn ich mich hier nur mal umseh’,
weil ich ausseh’
wie die meisten hier.
Das ist halt mein Privileg.
Und das ist nicht selbstverständlich,
deshalb möchte ich letztendlich,
dass es denen besser geht,
die nicht so wie ich ausseh’n.
Und dass Leute wie du versteh’n,
dass sie einen Hijab meinen,
wenn sie über Burkas red’n.
Und dass Hijab und Minirock
auch nur Kleidungsstücke sind,
und wir gar nicht wissen woll’n,
ob du uns darin sexy find’st.
Bitte versteh mich jetzt nicht falsch.
Ja du bist männlich, weiß und alt.
Und meistens in der CSU
oder der AfD, doch du
bist leider damit nicht allein,
voll gegen Kopftücher zu sein.
Oder der einzige der glaubt,
dass die Farbe uns’rer Haut
oder wie viel wir davon zeigen
oder ob wir bedeckter bleiben
irgend’ne Bedeutung hat,
für das was uns als Mensch ausmacht.
Ja okay, eins lass ich dir
du hast es perfektioniert,
uns erstmal davon abzulenken
zu viel über dich nachzudenken.
Wir sind ein Segel ohne Wind,
weil wir damit beschäftig sind,
uns gegenseitig klein zu halten
und keine volle Kraft entfalten,
und weil wir dabei gar nicht raffen,
dass wir dich nur stärker machen.
Aber warte du mal ab,
Deine Zeit wird langsam knapp.
Weil wir anfangen zu begreifen,
endlich davon abzuschweifen,
uns gegenseitig klein zu halten.
Denn dann bleibt alles hier beim Alten.

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